Allerorten wird über Facharbeitermangel geklagt, auch die meisten Vereine leiden unter Mitgliederschwund. Wie kommt es, dass die Aktivsenioren zulegen?
Heiß: Wir konnten in der Tat 2018 über 40 neue Mitglieder gewinnen, so dass wir mittlerweile bayernweit die Marke von 400 deutlich überschritten haben. Dieser Trend hat viel mit unserer stark verbesserten Wahrnehmung in der Presse und Öffentlichkeit zu tun, natürlich auch mit unserem Engagement auf Messen, bei denen die Themen Existenzgründer und Ehrenamt im Vordergrund stehen. Wir erzielen langsam eine Sogwirkung, worüber ich mich natürlich besonders freue.
Aus welchen Gründen stoßen neue Mitglieder bevorzugt zu ihrem Verein?
Mit dem Ruhestand und der Pension ist es für ehemalige Unternehmer, Führungskräfte und reife Experten noch lange nicht zu Ende. Sie wollen sich im Einklang mit ihren familiären und gesundheitlichen Prioritäten weiterhin einbringen und unserer Wirtschaft und Gesellschaft in einer gemeinnützigen Community etwas zurückgeben.
Existenzgründer auf Flughöhe zu bringen oder Schüler und Studenten auf dem Weg in das Abenteuer Wirtschaft zu begleiten, ist einfach ein sehr erfüllendes Gefühl. Es wäre ja auch viel zu schade, dieses Wissen und diese Erfahrungen der Älteren ungenutzt zu vergeuden. Überwiegend sind es solche Motive, die Interessenten/innen bei den Aktivsenioren anklopfen lassen.
Woher kommen die Impulse für eine neue Mitgliedschaft?
Nach unseren Befragungen geben Berichte in Regionalzeitungen und Gemeindeblättern sowie die Informationen auf unserer Website ›› zu über 40 Prozent den ersten Anstoß. Auch die vereinzelten Radio- und TV-Sendungen bewirken ein hilfreiches Grundrauschen, hinzu kommt die Mund-zu-Mund-Propaganda sowie die persönlichen Empfehlungen von langjährigen Mitgliedern und begeisterten Klienten.
Wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Wo genau stockt es bei Ihnen?
In den Metropolregionen München und Nürnberg, aber auch im Raum Würzburg sind wir recht gut aufgestellt. Doch wir haben durchaus Handlungsbedarf bei der Mitglieder-Gewinnung in der Fläche. Die längeren Anfahrtswege erweisen sich mitunter als Handicap. Deutlich zulegen wollen wir vor allem in der Oberpfalz, im Osten Niederbayerns sowie in Schwaben, Oberfranken und einigen Wirtschaftsgebieten im Norden und Süden von Oberbayern. Wir haben gerade ein Projekt „Untere Donau“ aufgesetzt, mit dem wir solche Defizite in den nächsten zwei Jahren deutlich korrigieren wollen.
Und wie siehts mit der Frauenquote aus?
Wird immer besser, aber mit aktuell 9 Prozent sind wir natürlich nicht zufrieden. Bis 2020 werden wir hier aber deutlich zweistellig sein. Das zeichnet sich schon jetzt bei den Neuzugängen ab. Übrigens liegt die Leitung unserer Arbeitskreise IT und Bildungsprojekte und die Pressearbeit bereits jetzt in den Händen von Damen.
Welche Qualifikationen verlangen sie von einem Neumitglied und was sollte er oder sie sonst noch leisten?
Mittlerweile verfügen wir über Kompetenzen aus über 70 Branchen und Disziplinen. Ob in der Beratung oder bei den schulischen Bildungsprojekten: Die Kandidaten/innen im aktiven Ruhestand sollten sich mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen einbringen und auch Freude am Gelingen empfinden können. Als gemeinnützig und ehrenamtlich wirkender Verein legen wir zudem viel Wert auf Charakter. Wer all das mitbringt ist bei uns genau an der richtigen Stelle. Die Neumitglieder führen wir recht zügig und pragmatisch in ihr einzigartiges Ehrenamt ein – wobei übrigens alle versicherungstechnischen Aspekte geregelt sind.
Welche weiteren Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft?
Bei unseren Beratungsprojekten ist niemand ein Universalgenie. Wenn dort aber zum Beispiel zwei Experten ihre Qualitäten im Dienst der Sache interdisziplinär einbringen, dann entspräche dies rechnerisch einer Wirkungsgrad-Steigerung von 100 Prozent. Zum Nutzen unserer Klienten, die uns das so wiederholt bestätigt haben.
Was sagen Sie dazu?