Zum ersten Mal habe ich von Xabier Aurtenetxe gehört, als er mir vor vielen Jahren einen netten Kommentar auf Facebook schrieb.
Damals hat ein Mitarbeiter unserer Firma, der Filmemacher und Kameramann Iván Sáinz-Pardo ›› , für meine Webseite Fotos von einigen meiner Skulpturen› gemacht. Iván und Xabier sind Landsleute und kennen sich schon sehr lang. Xabier hat die Fotos gesehen und meine Arbeiten gelobt. Das hat mich natürlich sehr gefreut, umso mehr, als er ein ausgewiesener Kunstkenner ist.
Die Baskenmütze ist sein Markenzeichen
Später dann habe ich ihn bei einer kulturellen Veranstaltung persönlich kennengelernt und von da an über die Jahre bei verscheidenen Gelegenheiten wiedergetroffen. Als Baske trägt er immer die charakteristische Mütze, sie ist sein Markenzeichen. So ist er nie zu übersehen, auch nicht in vollen Konzerthallen.
Xabier ist ein Mann von eher untersetzter Statur, voller Energie und übersprudelnder Lebendigkeit. Geboren ist er 1953 im nordspanischen Durango, in der Provinz Bizkaia. Früh engagiert er sich politisch. 1970 muss er seine Heimat verlassen und geht nach Toulouse ins Exil. Er studiert dort Filmgeschichte, arbeitet mit wichtigen Exilspaniern zusammen, engagiert sich im Bereich Kultur. In Toulouse lernt er auch seine spätere Frau, eine Münchnerin, kennen.
Seine Wahlheimat ist Schwabing
Fünfzehn Jahre lang hat Xabier in Frankreich gelebt und gearbeitet. Seit 1985 wohnt er in München, genauer in Schwabing – für ihn ist das ein wichtiges Detail! Hier arbeitet er als Filmhistoriker, für das französische Kulturinstitut, betreut Ausstellungen, schreibt.
Und er bezeichnet sich selbst als »flâneur«, also einen Menschen, der plan- und ziellos in der Großstadt umherschweift, um danach seine Beobachtungen in Form von Anekdoten, Reflexionen und Aphorismen niederzuschreiben.
Xabier flaniert bevorzugt in seiner Wahlheimat Schwabing. Er kennt dort fast jedes Haus und seine Geschichte, weiß, welcher berühmte Bewohner dort lebte oder immer noch lebt (einige davon kennt er auch persönlich), kann den Architekten nennen, der es erbaut hat. Er weiß alles über die Schwabinger Kunst- und Literaturszene, er ist ein wandelndes Lexikon.
Es ist faszinierend, mit ihm durch die Stadt zu laufen, seinen Geschichten zuzuhören und Dinge zu erfahren, von denen auch manch geborener Schwabinger noch nie was gehört hat.
Deutsch hat er mit der »Lindenstraße« gelernt
Xavier war sofort bereit, in einem Video über sich selbst, seinen Werdegang und seine ganz besondere Beziehung zu München zu reden.
Für ein Vorgespräch haben wir uns im Herbst 2019 in einem Schwabinger Café getroffen. Und ich muss gestehen, ich hatte gewisse Verständnisschwierigkeiten, nicht nur wegen des Geräuschpegels dort. Xavier hat mir erklärt, dass er seine Deutschkenntnisse – zur Belustigung seiner Intellektuellen-Freunde – vor allem durch das Anschauen der bayerischen Serie »Lindenstraße« erworben hat. »Mein erstes deutsches Wort war Kartoffeln«, sagt er. »Mit meiner Frau habe ich auf französisch, bayrisch und spanisch kommuniziert.«
Da Xabier also ein recht eigenwilliges Deutsch spricht und mein Spanisch nicht ausreicht, ihn in seiner Muttersprache zu befragen, haben wir unsere eigenleben-Mitstreiterin Cornelia von Schelling, die in Kolumbien aufgewachsen ist und fließend Spanisch spricht, um Unterstützung gebeten.
Ein spannender Nachmittag!
Für den Video-Dreh hat uns Freundin Friederike einen Raum in ihrem Co-Working Space Salon F ›› zur Verfügung gestellt. Weitere Bilder entstanden in Xabiers Wohnung in der Hohenzollernstraße.
Und wir sind mit ihm zusammen durch die Straßen seines geliebten Schwabing flaniert. Er hat mir vieles gezeigt und erklärt, was ich in den fast 40 Jahren, die ich dort gelebt habe, noch nie gesehen oder gehört habe. Es war ein spannender Nachmittag!
¡ Muchas gracias, Xavier !
Das Video mit Xabier Aurtenetxe (Kamera, Schnitt & Regie: Iván Sáinz-Pardo, Redaktion: Anne Bauer, Ulrike Ziegler) wurde erstellt mit freundlicher Unterstützung des Migrationsbeirats der Landeshauptstadt München.
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