Wir, die Fotografin Ann-Christine Woehrl, und ich, die Journalistin Cornelia von Schelling, arbeiten zusammen an einem spannenden Projekt. Altersmäßig sind wir 30 Jahre auseinander, doch arbeitsmäßig sind wir ein „altersloses“ Team. Wir haben schon einige Buchprojekte gemeinsam realisiert, diesmal ist unser Thema: der historische Friedensprozess in Kolumbien.
Denn 2016 ging mit dem Friedensabkommen zwischen der kolumbianischen Armee und der Farc – der ältesten Guerilla der Welt – ein über 50 Jahre währender Krieg mit mehr als 220.000 Toten zu Ende. Sämtliche Kämpfer gaben ihre Waffen ab. Für das Friedensabkommen erhielt der Präsident Juan Manuel Santos den Friedensnobelpreis.
Ann-Christine und ich sind 2017 für unser Projekt bereits zwei Mal nach Kolumbien gereist. Ende Mai 2018 werden wir zum dritten und letzten Mal in das Anden-Hochgebirge fahren, um das dort gelegene Rebellencamp Icononzo aufzusuchen. Im ganzen Land gibt es 26 solcher Übergangscamps, in denen sich die ca. 7000 Ex-Kämpfer auf ein neues Leben in der Zivilgesellschaft vorbereiten.
In Icononzo wohnten wir in einer Baracke mitten unter den ehemaligen Kombattanten. Wir konnten dort sechs Frauen unterschiedlichen Alters fotografieren und interviewen. Sie erzählten uns ihre Lebensgeschichten, die alle eines gemeinsam haben: das Aufwachsen in bitterer Armut, dann der Eintritt in die revolutionäre, linksextreme Farc, gefolgt vom bewaffneten Krieg, dem Bombenhagel, den Todesängsten… Heute hoffen diese Frauen auf Wiedereingliederung in die Gesellschaft Kolumbiens, die ihnen, den „Ex-Terroristinnen“, mehrheitlich feindlich gesonnen ist. Das Misstrauen ist groß, der Weg ins „normale“ zivile Leben ist für unsere Protagonistinnen steiniger als erwartet.
Uns haben sie vertraut – der jungen, hoch engagierten Ann-Christine und mir, der Älteren, in Kolumbien aufgewachsenen Interviewerin. Nach und nach haben sie uns ohne Scheu ihre Herzen geöffnet.
Zum Schluss bringe ich noch einmal kurz unser Alter ins Spiel: Ohne die digitale Kompetenz von Ann-Christine, die sich mit lockerer Selbstverständlichkeit im Internet um alle organisatorischen Abläufe gekümmert hat, wäre ich als Ältere aufgeschmissen gewesen.
Doch auch mein Alter hat sich recht positiv ausgewirkt: Als Anfang der 1960er Jahre in Kolumbien tausende Bauern in die Berge flohen und sich die ersten Widerstandsgruppen gegen den Staat, die Armee und die paramilitärischen Truppen bildeten, da lebte ich schon lange in Bogotá. „Du bist ja eine alte Kolumbianerin, schon immer eine von uns!“ sagten die Frauen von der Farc, lachten und fühlten sich verstanden.
Jung und Alt, Ann-Christine und mich, verbindet nicht nur eine lange Freundschaft, wir sind auch ein richtig gutes Arbeits-Team!
Brigitte Lemke schreibt
ich bin interessiert das kennenzulernern