Köşk klingt irgendwie türkisch, oder? Noch dazu im Westend. Ist es auch, das Wort bedeutet Schlösschen oder Pavillon. Und ein Pavillon ist es wiederum tatsächlich, ein wunderschöner langer Raum mit Glasscheiben bis zum Boden an drei Seiten.
Davor ein paar Bänke, Bäume, Blumen – eine kleine Oase in der Steinwüste.
Das Köşk funktioniert als jugendkulturelle Zwischennutzung mit Ausstellungen, Musik und diversen Veranstaltungen.
Behinderung ist Rebellion – wirklich?
Diesmal hat die Ausstellung den Titel „Behinderung ist Rebellion“, stimmt das? Man hat sich diesen Zustand doch nicht ausgesucht, er passiert einem. Oder ist damit gemeint, wie der einzelne Mensch damit umgeht, ob man sich versteckt, schämt, leise auftritt? Oder im Gegenteil: Laut, bestimmt und ohne Scham?
Die köst(k)lichen Bilder und Objekte sprechen diese Sprache: Ich bin da, ich will auch was und ich bin nicht zu übersehen! Allein „Käpt’n Wheelchair“, das Köşk-Maskottchen, großer Kopf mit rosa Federboa auf einem Rolli, zeigt, wie sich die Künstler*innen selber veräppeln.
Und mittendrin ist ein kleiner Salon aufgebaut für uns, die Leute von eigenleben.jetzt, die hier auf Einladung eine Leserei veranstalten. Das Interieur erinnert an letzten Lesespaß bei dem Zwischennutzungs-Festival 5000 Zimmer, Küche Bad, der Teppich ist sogar derselbe, auf dem wir damals in unserer »eigenleben-WG« zum Lesen Platz nahmen (zum Beitrag ›).
Werden wir das sehr verehrte Publikum erreichen, passen wir zusammen, haben wir „denen“ (zumeist Jungen) etwas zu sagen? Wie sich herausstellt, erübrigen sich unsere Sorgen – es ist noch arg früh am Tag und draußen herrscht schönstes Sommerwetter – wir hören uns nur gegenseitig zu. Auch schön, aber ein bisschen enttäuschend trotzdem.
Viele der Texte sind in unserem Online-Magazin eigenleben.jetzt erschienen, für das wir hier die Werbetrommel rühren wollten.
Lesungen vom Allerfeinsten
Es lasen die eigenleben-Macher/innen › Barbara Pinheiro, Elfriede Hafner-Kroseberg, Ulrike Ziegler, Markus Dosch und ich selbst kurze Geschichten, die mit viel Herzblut, Humor und Nachdenklichkeit geschrieben waren. Claudia Schleich ist neu im Kreis der »Eigenlebenden«, sie moderierte das Ganze, stellte die Lesenden vor und hatte auch selbst Beiträge geschrieben. Wie gut, dass wir uns jetzt wieder mehr oder besser kennengelernt haben.
Eine sehenswerte Ausstellung in einem tollen Raum mit guter Stimmung, Flair und interessanten Darbietungen. Zum Beispiel die von eigenleben.jetzt. Wir bedanken uns beim Köşk für die Einladung und kommen gerne wieder!
Ulrike Ziegler schreibt
Schön getroffen, liebe Dodo, genauso war’s!