Manchmal überfällt mich die Furcht, wenn ich die Pflanzen im Hinterhof gieße. Wie unsäglich trocken die Erde wirkt und wie schnell das Wasser versickert. Dann denke ich an die Bilder von versteppten Gegenden, an die zaundürren Büsche und Bäume, an die gerippeartigen Tiere und Menschen, die sich durch den Sand dahin schleppen.
Wird das Wasser auch hier eines Tages verschwinden? Werde ich nichts mehr zum Kochen haben? Und zum Trinken für mich und den Hund? Werden wir auch fliehen müssen vor Hunger und Durst, aber wohin? Wer wird uns dann aufnehmen? Oder werden sie uns auch in Lager stecken, einzäunen und erschießen, wenn wir unsere Haut retten wollen, weil mehr haben wir ja nicht mehr?
Wie wird das Leben sein, wenn die Ressourcen verbraucht sind?
Draußen auf den Straßen donnern die Autos vorbei und die Flugzeuge am Himmel, als wäre nichts. Hat niemand sonst Angst? Oder Scham, dass wir hier so viele Ressourcen einfach so verschwenden, die allen auf dieser Welt zustehen würden?
Was wird sein, wenn ich eines Tages nicht mehr den Herd anstellen kann, weil der Strom ausgegangen ist? Wenn der Kühlschrank zusammenbricht und die Heizung nicht mehr wärmt? Wenn ich bei Kerzenlicht (falls ich bis dahin Kerzen gekauft habe) in Decken gewickelt im Zimmer schlottere bei minus 15 Grad? Was, wenn es kein Toilettenpapier mehr gibt? Vielleicht finden Sie den Gedanken lächerlich, aber ich bin oft dankbar für diese Papiere, die einfach in den Abfluss hinunter gespült werden können. Die Spülung wird es dann auch nicht mehr geben, weil das Wasser zu Ende ist. Duschen oder gar baden oder sich und Wäsche waschen, wie wird das dann sein? Gar nicht eben. Mir graust vor mir und all den anderen stinkenden Menschen. Unsere Deos, Lotionen und Düfte halten dem auch nicht stand und gehen bald zur Neige.
Alles, was ich jeden Tag für so selbstverständlich halte, was wird daraus? Etwas essen? Woher nehmen? In den Supermärkten wird sehr bald gähnende Leere herrschen. Getränke? Alles ausverkauft. Die LKW werden ohne Benzin keine Lebensmittel mehr transportieren, ohne Elektrizität werden die Lichter verlöschen und die Produktionen in den Fabriken erliegen. Lieferungen per Flugzeug oder Schiff, womit sollten die starten?
Die Müllberge auf den Straßen und Plätzen stinken zum Himmel. Die Kranken und Alten? Sie vermodern in ihren Betten ohne Hilfe und Nahrung und Medizin. Die Stromgeneratoren sind längst aus, die Pflegenden und Ärzte auf der Jagd, um selber zu überleben. Babys kommen auf die Welt, um zu sterben.
Wir leben ab jetzt im Defizit. Und die Erde wird ihre Darlehenszinsen einfordern müssen
Am 2. Mai war der Tag, an dem unser Anteil an sämtlichen Ressourcen des Planeten Erde für dieses Jahr verbraucht worden ist. Seit 1961 wird dieser Stand von der Umweltstiftung WWF gemessen. Es geht dabei um den „Global Footprint“ und um die Frage, wie stark der Mensch die Erde beansprucht, um z. B. Energie, Nahrung und Holz zu gewinnen.
Deutschland verschwendet dreimal so viele Ressourcen, wie dem Land zustünden, die Industrienationen insgesamt benötigen für ihren Lebensstandard so viele Rohstoffe, dass sie eigentlich bald zwei Erden bräuchten. Irgendwann Anfang August – oder schon Ende Juli? –, jedenfalls jedes Jahr früher, „begehen“ mehrere Initiativen den Welterschöpfungstag ››, an dem sie demonstrieren werden, wie die reichen Länder die Erde aussaugen, die doch im Grunde allen gehört.
Und wir? Machen furchtlos weiter, wie gehabt?
Was sagen Sie dazu?