Pascale und ich sehen uns regelmäßig dienstags beim französischen Yoga. Einmal vor längerer Zeit erzählte sie mir, dass sie als „Dame de Compagnie“, also als Gesellschaftsdame arbeitet, um ihre Rente aufzubessern.
Ich war überrascht. Ich wusste gar nicht, dass es diesen Beruf überhaupt noch gibt, den ich eigentlich in der Zeit von Fürsten und anderen hochstehenden Persönlichkeiten vergangener Epochen verorten würde. Die Anforderungen an diesen Job waren damals vermutlich auch etwas andere, aber ganz so weit weg von Pascales Arbeit waren sie nicht. Sie hat sich allerdings auf die Bedürfnisse von Seniorinnen und Senioren spezialisiert, kümmert sich um deren seelisches Wohlergehen und ihre intellektuellen Wünsche.
Tatsächlich gibt es die Berufsbezeichnung „Gesellschafterin für Seniorinnen und Senioren“ nicht, wie Pascale mir erklärte, doch sie selbst bezeichnet ihre Tätigkeit so.
Es geht um das seelische Befinden
Auf meine Nachfrage erklärte sie mir, was genau sie macht: sie besucht ältere Menschen, deren Familie oft weit weg wohnt und deren Freundeskreis aus Altersgründen immer kleiner geworden ist. Viele dieser Menschen sind einsam, besonders in der Stadt. Oft handelt es sich auch um SeniorInnen, die körperlich oder geistig eingeschränkt sind und die sich deshalb nicht mehr trauen, etwas allein zu unternehmen.
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Das erste Interview
Ich fand das alles damals so spannend, dass ich sie fragte, ob ich sie dazu interviewen durfte. Sie sagte sofort zu, und so ist dieser Text › entstanden, in dem sie ihren wechselvollen Weg von der jungen Französin, die sich in die Stadt München verliebt hat, bis zu ihrem heutigen Leben hier schildert.
Pascale erwähnt darin auch, wie wenig ihre Arbeit bekannt ist, und vor allem, wie sehr sie die gesellschaftliche Anerkennung vermisst.
Um daran vielleicht etwas zu ändern, haben wir beschlossen, ein weiteres Porträt von ihr zu machen, diesmal in Videoform.
Ende November letzten Jahres war es soweit. Wir durften dafür im Alten- und Service-Zentrum (ASZ) ›› in der Münchner Innenstadt drehen. Pascale hatte das organisiert, da sie durch ihre Arbeit gute Kontakte zu den Institutionen hat, die sich um ältere Menschen kümmern.
Wir haben uns also im ASZ am Sebastiansplatz getroffen, wo man uns freundlicherweise die Bibliothek für das Videointerview zur Verfügung stellte. Ein netter, gemütlicher Raum, wo wir in aller Ruhe arbeiten konnten.
So macht Arbeiten Spaß!
Wir machten dann noch einen kleinen Spaziergang über den St.-Jakobs-Platz und kehrten im Café des Stadtmuseums ein.
Es war ein sehr netter Dreh, Pascale war fröhlich und entspannt, genauso, wie ich sie kenne. Wir haben viel gelacht.
Ich finde, das Video zeigt sehr gut Pascales herzliche und zugewandte Art, und es verwundert einen nicht, dass sie bei ihren KlientInnen so beliebt ist und dass von deren Angehörigen so begeisterte Rückmeldungen kommen.
Das Video mit Pascale Lorenc (Kamera, Schnitt & Regie: Iván Sáinz-Pardo, Redaktion: Anne Bauer, Ulrike Ziegler) wurde erstellt mit freundlicher Unterstützung des Migrationsbeirats der Landeshauptstadt München.
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