Dies ist der zweite Part der bisher unveröffentlichten Gedichtsammlung Mirko Bonnés ›› begleitet von Zeichnungen Michael C. Peters ››. Die Geschichte, wie ich Mirko Bonné kennen lernte, den Zusammenhang mit dem »Kleinen Prinzen«, Fotografien der Wüste von Katrin Hupe ›› und den ersten Teil der Gedichtveröffentlichung finden Sie hier ›. Um keine der Lesungen, die wir regelmäßig auf unseren sozialen Kanälen veröffentlichen, zu verpassen, folgen Sie uns auf Instagram ›› und Facebook ››.
Immortelle
Dass
du
nie
tot
bist
Kind
als
Baum
Immortelle
Stern
aus
Stroh
hell
zart
grün
mein
Staubgeselle
der
nicht
stirbt
zeig
(sag)
mir
den
Grund
Immortelle
Sonnenzitadelle
Immortelle Immortelle
Ein Glas Tränen
Trink das Glas Tränen, und
Sommerwolken spiegeln sich.
Wasser fließt, Wasser, Wasser
durchfließt alle deine Jahre.
Grün ist See, ist Seele.
Also keine Angst um sie,
Sommerwolken, gespiegelt
im Fluss, vom Wasser im Fluss.
Trink es ganz aus, dein Glas Tränen.
Sommertag in Hundsmühlen
Schreiend liefen wir zum Fluss hinunter.
In meiner Erinnerung stößt der Rasen ans Ufer,
und da war ein Steg. Wir rannten
durch den Garten
auf die Planken und sprangen
aus der Sommerhitze in das kalte Wasser.
Es war braun. War stark und schnell.
Die Hunte griff uns um die Beine.
Ich weiß noch, meine Arme,
das Rudern, um am Steg zu bleiben.
Und er zog an mir, der Fluss drückte mich
weg, in das späte Sommerlicht hinein. Aber
schreiend lief ich wieder hinunter zur Hunte.
Und neben mir schneller rannte mein Bruder.
Da war das Gras. Und ich spüre es noch.
Der Fluss der Freund den Nachmittag.
Die Magnolien da. Ein Duft nach Majoran.
Immer wieder schwamm ich zu dem Steg zurück.
Und unsere Großmutter kam und saß mit uns im Gras.
Für Stephan Bonné
Konzertina
I will walk and talk in gardens all wet with rain
Van Morrison
In der Nacht
auf einmal
der Regen,
Rauschen, der
Geruch. Kein Vogel
mehr sang, dafür jetzt
er, Regen spielte rasselnd
auf seiner Konzertina,
ich bringe Wasser,
sang er, schon komisch!
Er sang: Dann hast du es nasser.
Gib du mir dafür Augen,
ich bin ja so blind
wie der Wind!
Ich trat auf
den Balkon, wusste
auf der Stelle, was er meinte,
jemanden wie mich wollte er sehen,
in meiner ganzen unwahrscheinlichen
Pracht mich, durchnässt bis
aufs Geäst oder besser
die Knochen, gut,
um die ging es
weniger, weil Knochen
braucht er anscheinend keine.
Hat der Regen etwa Beine?
Nein. Ich fragte ihn, ob
er festhält an uns.
An euch, sang er, was!
Euch, weshalb denn das!
An euch Verwüstern, euren
vertrockneten Flüssen und
Trockenfutterbetrieben?
Halten? Hab ich Hände?
Von wegen! Ende Gelände!
Ihr solltet alles lieben, oder
verdunstet, Himmel eins.
Haut ab! Festhalten!
Vorbei, sang der Regen
und tanzte zu seinem Lied
auf der finsteren Konzertina.
Nur ich würde ihm fehlen,
rief er. An dir, ja an dir
halte ich fest, bis der Tag
es wieder Tag sein lässt –
und er klimperte weiter,
Tropfen für Tropfen,
heiter das Regenlied,
glücklich und lebendig
mit unsichtbaren Fingern
auf seiner dunklen Konzertina.
Vita Mirko Bonnés
Mirko Bonné, geboren 1965 in Tegernsee, ist Erzähler, Lyriker und Reisender. Seine Werke – darunter „Der eiskalte Himmel“, ein bewegendes Buch, das Einblick in Sir Ernest Shackletons Expedition durch die Antarktis gewährt – wurden vielfach ausgezeichnet. Seine letzten größeren Buchveröffentlichungen sind der Roman „Lichter als der Tag“ (2017) ›› und sein Gedichtband „Wimpern und Asche“ (2018) ››. Besonders am Herzen liegt uns seine Forterzählung des Kleinen Prinzen: »Die Widerspenstigkeit« ››. Mirko Bonné hat auch eine eigene Website ››.
Und wer gerne noch weiter in Poesie schwelgen möchte, findet hier › eines unserer Macherin › Elfriede Hafner-Kroseberg.
[…] mit weiteren Gedichten von Mirko Bonné und Bildern von Michael C. Peters ist kürzlich bei uns erschienen ›. Auf unseren sozialen Kanälen liest der Autor persönlich exklusiv für uns regelmäßig eines […]