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StartMenschenschreibenAuf hoher See
Schilff legt ab. Foto: Anne Bauer
Ein Schiff legt vom Kai ab. Foto: Anne Bauer

Eine Begegnung mit der Vergangenheit

Auf hoher See

Sigi verbringt seinen Ruhestand auf Kreuzfahrtschiffen als charmanter Unterhalter einsamer älterer Damen. Er nimmt seine Tätigkeit ernst und achtet sehr darauf, dass alle Regeln eingehalten werden. Eine reizvolle Geschichte mit Überraschungseffekt von unserer Autorin Barbara Pinheiro.

Autorin: Barbara Pinheiro

»Ich breche die Herzen der stolzesten Frau’n, weil ich so stürmisch und so leidenschaftlich bin …« singt Sigi im original Heinz Rühmann-Ton, während er sich sorgfältig ankleidet. Weiße Hose, blauer Blazer, dezent gemusterte Krawatte. Er hatte mal Gesangsstunden und auch Schauspielunterricht, bevor er aus Vernunftgründen in einer großen Versicherung anheuerte. Ein letzter Blick in den Spiegel, noch etwas Eau de Cologne aufs Taschentuch, Haltung annehmen, hinaus aus der Tür und den Dienst antreten. Seine Ironie muss er in der Kabine zurück lassen.
»Guten Morgen, gnädige Frau!« Lächeln, eine leichte Verbeugung. Die Rothaarige mit der weißen Korallenkette entspannt das Gesicht und schreitet vorbei. Ebenso begrüßt Sigi auf dem Weg zum Frühstück die filigrane Fürstin, die Künstler-Witwe mit dem französischen Akzent und die großgeblümte Geschäftsfrau aus Berlin.
Die Blinis mit Kaviar nimmt er alleine zu sich und überlegt dabei, ob er dieses Gericht wieder gewählt hat, weil es ihm so gut schmeckt, oder weil es Luxus pur ist. In ein paar Tagen wird er sich nach Bratkartoffeln mit Spiegelei sehnen. Das lässt er sich dann aus der Mannschaftsküche kommen.

»Zuhause wartet niemand auf mich.«

Als er an der Reling steht und auf das tiefblaue Meer schaut – er wird nie müde, das Wellenspiel zu beobachten – ruft eine matte Stimme: »Herr Wolff?« Er wendet sich um und begrüßt Frau Jaeger: »Wie geht es Ihnen heute? Haben Sie trotzdem gut geschlafen?«
Sie sitzt in einem Deckchair und hat den gebrochenen Fuß in der uneleganten Orthese auf einen Hocker gelegt. Mit einer Handbewegung wischt sie die Frage beiseite. Niemand soll auf ihr Missgeschick anspielen. Gleich am ersten Abend ist sie beim Tanzen gestürzt, war wohl zu ungestüm. Zum Glück war Sigi nicht beteiligt, und den Kollegen traf auch keine Schuld. Frau Jaeger war beim Cha Cha Cha umgeknickt, ein glatter Bruch kurz über dem Knöchel, wie der Bordarzt mutmaßte und das Krankenhaus in Funchal am nächsten Tag bestätigte.
Heim fliegen wollte sie aber nicht. »Da wartet niemand auf mich.« Jetzt ist es aus mit dem Tanzen. Sie geht an Krücken, einen Rollstuhl lehnt sie ab.
»Setzen Sie sich einen Moment zu mir?«
»Mit Vergnügen.«

Blick vom Schiff auf beleuchtete Stadt. Foto: Anne Bauer
Blick vom Schiff auf die Lichter einer Stadt. Foto: Anne Bauer

Gelangweilt und einsam – sind das nicht alle?

Er zieht einen Stuhl an ihre Seite. Ihr sorgfältig geschminktes Gesicht wird lebhaft und die Stimme fester, und schon redet sie drauflos. Wie es gestern im Casino war, erst verloren und dann doch ordentlich gewonnen. Ob er meint, dass sie den Landausflug in La Palma mitmachen kann? Sie springt von einem Thema zum nächsten. ‚Armes, altes Ding“, denkt Sigi, ‚du langweilst dich und bist einsam. Aber seid ihr das nicht alle?‘ Er schaltet auf professionelles Zuhören, eine Mischung aus charmanter Höflichkeit und innerer Distanz. Er ist kein Therapeut. Ab und zu fragt sie ihn etwas Persönliches. Wo ist er aufgewachsen? Wie lange ist er schon im Ruhestand? War er verheiratet? Sigi antwortet vage und plaudert allgemein. Ein paar Minuten muss er noch durchhalten, dann wird er sich entschuldigen, natürlich ohne zu erwähnen, dass die Regeln es verbieten, sich zu lange mit einer der Damen zu beschäftigen.

Wo bleibt die Distanz?

Beim Dinner sitzt Sigi zwischen der Berlinerin, jetzt in silbernen Pailletten, und einer Arztwitwe aus Hannover, mit denen er sich über Golf unterhält. Dass er selbst nicht spielt, erwähnt er nicht. Er kennt die Fachbegriffe und ein paar Anekdoten. Damit kommt er über die Runden.
Am Ende der abendlichen Tanzveranstaltung, Sigi will sich schon zurückziehen, kommt Frau Jaeger in den Saal und humpelt ihm direkt in die Arme.
»Ich war im Kino«, sagt sie, »würden Sie mir bei einem Absacker an der Bar Gesellschaft leisten, Herr Wolff?«
Fürsorglich hilft er ihr auf einen Barhocker und lehnt die Krücken in Reichweite an die Theke. Sigi hat den ganzen Abend keinen Alkohol getrunken, da kann er sich jetzt auch ein Glas Champagner gönnen.
»Auf Ihr Wohl, Frau Jaeger, und gute Besserung!« Die Gläser klingen. »Was für einen Film haben Sie denn gesehen?«
»Casablanca, einen meiner Lieblingsfilme.«
»Ach ja, Ingrid Bergmann und Humphry Bogart.« Sigi singt: »You must remember this, a kiss is still a kiss, a sigh is just a sigh … as times go by.«
»Hearts full of passion. Jealousy and hate. Kennen Sie das auch? Ich heiße übrigens Marie, und Sie Siegfried, nicht wahr?«
Das geht ihm jetzt schon etwas zu weit, er muss sie auf sicheres Terrain zurück manövrieren.

Blick auf die Heckwelle. Foto: Anne Bauer
Heckwelle und Horizont. Foto: Anne Bauer

»Ich erinnere mich an alles.«

»Ja, in der Jugend, da geht es hoch her mit den Emotionen, aber das legt sich irgendwann. Man ist abgeklärt und genießt das Erreichte, zum Beispiel auf so einer schönen Kreuzfahrt …«
»Moonlight and lovesongs. Never out of date. Ich will gar nicht abgeklärt sein. Leidenschaft, Eifersucht und Hass – ich erinnere mich an alles.«
Wo soll das denn hin führen? »Gnädige Frau, es ist spät geworden. Ihr gebrochener Fuß braucht Ruhe. Ich begleite Sie jetzt besser zu Ihrer Kabine.«
Sie schaut ihm lange in die Augen, dann zuckt sie mit den Achseln.
Vor ihrer Kabine, die er für sie aufgeschlossen hat, verabschiedet er sich mit einer Verbeugung, sie hat ja keine Hand frei wegen der Krücken.
»Sigi«, sagt sie und richtet sich kerzengerade auf, »ich bin’s, Marie, geborene Sommerkorn. Ich habe dich so geliebt damals, und du warst ein solches Arschloch. Gute Nacht.«

 

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