• Skip to primary navigation
  • Skip to main content
  • Skip to primary sidebar
  • Skip to footer

eigenleben.jetzt

DAS BESTE ALTER IST JETZT

  • Magazin
    • Pinnwand
    • Videos
    • Blogs
    • Alle Beiträge
    • Inhaltsverzeichnis
  • Menschen
    • Porträts
    • schreiben
    • fotografieren
    • malen und zeichen
    • darstellen
  • Leben
    • Kultur
    • Gesellschaft
    • Politik und Welt
    • Geschichte
    • Gesundheit
    • Lernen
    • Alter
    • Essen und trinken
    • Wohnen
    • Stil
    • Heimat
    • Freunde und Familie
    • Bewusst sein
    • Reisen
    • Sportlich sein
  • Mitmachen
    • Treffen on- und offline
    • eigenleben.Club
    • Event-Kalender
    • Das war los …
    • Macher/in sein
    • Projekt begleiten
    • mithelfen
    • unterstützen
    • Mitglied sein
    • Vorteile für Eigenlebende
    • Sponsorings/ Kooperationen
  • Wer wir sind
    • Die Idee
    • Die Macher/innen
    • Das Team
    • Die Eigenlebenden
    • Die Förderer/innen
    • Pressematerial
    • Andere über uns
    • Impressum
StartMenschenschreibenSalem
Spuren des Kriegs in Eritrea
Frieden nach 30 Jahren Krieg: Massawa (Eritrea) 1994. Foto: Andreas J. Focke

Ein junger Soldat begehrt gegen das sinnlose Töten auf

Salem

Der junge Palästinenser Salem muss eine schwere Entscheidung treffen: Soll er den hilflosen Feind, der verletzt vor seinen Füßen liegt, töten oder verschonen? Autor Markus Dosch erlebte als Kind selbst den Krieg und Fotograf Andreas J. Focke hat Mitte der Neunziger die Folgen in Eritrea fotografisch festgehalten.

1 Kommentar
Autor: Markus Dosch
Fotograf, Autor: Andreas J. Focke

Salem war von seinen Kameraden im Gaza getrennt worden. Die Israelis waren tief bis zum Süden des Gaza vorgedrungen. Sie, die Verteidiger, hatten dem Vorstoß nicht viel entgegenzusetzen. Die Panzer waren nicht zu stoppen und der Artilleriebeschuss sowie die Fliegerattacken taten ein Übriges, sie zurückzudrängen. Salem war von seinen Kameraden getrennt worden und hatte sich hinter eine schon bröckelnde Wand gedrängt. Der Beschuss durch die Panzer machte aber seine Situation vollends unerträglich, denn wenn die Mauer zusammenbrach, war er erledigt. Und das konnte ganz schnell passieren.

Seine Lage war schwierig hinter einer bröckligen Hauswand. Er blickte sich um, doch seine Leute waren nicht mehr zu sehen. Niemand von den Zivilisten war auf der Straße, nur einige Hunde jaulten und streunten mit hängenden Ohren um die Ruinen. Er musste etwas unternehmen, das war klar. Auf der anderen Straßenseite erspähte er einen Bombentrichter, ziemlich breit und anscheinend tief genug, um sich zu verstecken. Mit raschen Sprüngen würde er über die Straße hechten und in dem Trichter verschwinden. Und dann sich hinwerfen und einen toten Palästinenser markieren.

Plötzlich lag eine unheimliche Stille über dem Gelände

Währenddessen schossen die Scharfschützen des Gegners zum Zeitvertreib auf die Hunde, und wenn sie einen getroffen hatten, kläffte und schrie der arme Teufel wie ein Kind. Das machte diese Todeszone noch grausiger. Nebelschwaden waberten in einer Brise, die vom nahen Meer kam, hin und her.
Eine Panzergranate riss mit ohrenbetäubendem Krachen ein riesiges Loch in das Haus gegenüber. Verflucht, hörten die mit ihren furchtbaren Spielchen überhaupt nicht mehr auf?

Doch plötzlich war es ruhig. Eine unheimliche Stille lag über dem Gelände. Es war, als hätten sie alle beschlossen, nach Hause zu gehen, nicht mehr weiter zu kämpfen und sich hinzulegen und endlich mal zu schlafen, nur noch zu schlafen.
Er musste hier verschwinden, musste über die Straße rennen und sich in den Trichter stürzen. Er blickte angestrengt hinter dem Vorsprung der Mauer hervor in die nördliche Richtung, von der die Panzer und die Infanterie zu erwarten waren, aber er sah niemanden, nicht mal mehr Hunde waren auf der Straße.

Spuren des Kriegs in Eritrea
Ein Bauer in Eritrea bearbeitet sein Feld, direkt neben den Granaten am Straßenrand. Foto: Andreas J. Focke

Es schadete nicht, Allah zu danken, dass er bis hierher gekommen war

Er packte seinen Karabiner mit der Rechten, presste ihn an den Körper, duckte sich und rannte mit großen Schritten aus seiner Deckung zu der Stelle, wo er den Bombentrichter vermutete. Mitten im Sprung nahm er das trockene Knallen eines Gewehrs wahr und dann das hektische Gebell eines Maschinengewehrs. Das gilt mir, fuhr es ihm durch den Kopf, aber da war er schon auf der anderen Seite, hatte mit einem seitlichen Blick die Tiefe des Kraters erkannt und sich blitzschnell hineinfallen lassen. Er rutschte die steile Wand entlang und spürte die rauen Steinbrocken, die seine Beine und seinen Arsch schrammten. Tief aufatmend griff er nach seinem Gewehr, es war zum Glück noch da, er war also nicht wehrlos, wenn ihn einer der Soldaten entdecken würde.

Er hatte es geschafft und war auf den Grund des Trichters gelangt. Eine Weile lag er regungslos an der Wand. Seine Lage war beschissen, auch Allah konnte ihm nicht mehr helfen, aber es schadete nicht, an ihn zu denken und ihm zu danken, dass er bis hierher gekommen war. Wo die anderen wohl waren? Vielleicht waren sie längst tot oder lagen irgendwo im Dreck der Straße und schrien um Hilfe.

Sein Feind lag da vor ihm, ein verwundeter Israeli

Plötzlich flackerndes Maschinengewehrfeuer. Das Echo stülpte sich über die Stille und wie auf Kommando fiel ein Inferno von Detonationen über ihn her. Er hielt sich die Ohren zu. Was blieb ihm noch? Salem grinste, als er sich vorstellte, dass er einen Toten spielte, der es nicht mehr wert war, mit Schüssen zerschossen zu werden.

Mitten in seine Gedanken platzte ein Schlurfen und ein lautes Kratzen. Dann torkelte ein Mann schwerfällig in den Trichter und landete ihm gegenüber auf dem Rücken. Er blutete an der Seite und sein Stahlhelm hing ihm halb ins Gesicht. Der Sturz hatte ihn wohl ohnmächtig gemacht, denn er blieb so liegen, wie er heruntergefallen war.
Er sah genauer hin – ein verwundeter Israeli war das, ihm gegenüber lag ein verwundeter Israeli! Verdammt, das hatte ihm noch gefehlt! Ob er schon gesucht wurde? Er hielt den Atem an. Scheiße, sein Feind lag vor ihm.

Spuren des Kriegs in Eritrea
Allmählich werden die geschundenen Gebäude wiederhergestellt. Foto: Andreas J. Focke

Was sollte er tun: ihm helfen? Oder ihm die Kehle durchschneiden?

Sollte er ihm helfen? Vielleicht war er nicht so schwer verwundet, und er konnte ihm sein grauweißes Hemd ausziehen, es um seinen Karabiner wickeln und über dem Kraterrand schwenken. Aber ob das funktionierte? Ob sie ihn nicht wegputzen würden, einen miesen Trick vermuten, mit dem er sie überraschen wollte, als Selbstmordattentäter?
Oder sollte er ihm sofort den Rest geben, ihm die Kehle durchschneiden? Einem verwundeten, wehrlosen Kämpfer? Immerhin war es ein Soldat, und dann gab es wieder einen weniger von ihnen! Vielleicht war er aber auch schon tot? Der andere rührte sich nicht, er lag mit geschlossenen Augen da.

Er musste ihm helfen, auch wenn er sein Feind war. Salem robbte sich an ihn heran und legte einen Finger auf die Halsschlagader. Nur ganz verhalten fühlte er den Blutfluss, der Mann lebte also noch. Er knöpfte ihm den Uniformrock auf und sah nach der Wunde. Das Blut hatte aufgehört zu fliessen. Der da brauchte Hilfe, schnelle ärztliche Hilfe, denn die Wunde war ziemlich lang und tief und gezackt. Er riss einen Teil seines eigenen Hemds heraus, nicht so weiß wie das des Soldaten, aber es reichte, die Wunde zu bedecken und sie vor weiterem Schmutz zu schützen.

Sie konnten alle hopsgehen in dieser Situation

Er hörte wieder ein schlurfendes Geräusch, und als er hoch sah, bemerkte er einen Jungen, der  über den Rand des Trichters lugte. Scheiße, was wollte der hier? War der wahnsinnig geworden, sich mitten unter die Kämpfenden zu wagen? Er rief hinauf: „Hau ab, verschwinde, geh zu deiner Mutter!“ Aber dann fiel ihm ein, dass er vielleicht gar keine Mutter mehr hatte und alleine hier herumschlich um sein bisschen junges Leben zu retten. Seine erste Wut war auf einen Schlag verraucht, und der Junge tat ihm leid, wie er so ruhig und versonnen zu ihm heruntersah.

Und plötzlich stand neben dem Jungen auch noch ein räudiger Hund und winselte vor sich hin. Was sollte er tun? Sie alle konnten mit einem Male hopsgehen in dieser Situation, er, der Junge und der Hund, und der da neben ihm, mit seinem schwindenden Leben.
Salem schloss für einen Augenblick die Augen. War es das nun gewesen in seinem Leben? Er mit seinen zwanzig Jahren und der Soldat dort, kaum älter. Er schlug sich an die Stirn, immer wieder, sollte er hier mit dem anderen krepieren?

Er wollte noch nicht sterben, er war kein Selbstmörder, sondern ein ehrlicher Freiheitskämpfer. Und es wurde ihm schlagartig klar, dass es auch um den Jungen da oben ging und dass es einfach sinnlos war, sich gegenseitig zu massakrieren und die Zukunft zu vernichten. Jetzt zählte nur noch ihr nacktes Leben. Er dankte Allah, dass er ihn bisher beschützt hatte, aber es war Wahnsinn, das von Allah geschenkte Leben einfach wegzuwerfen. Ja, es zu zerstören! Er musste aufhören, er wollte nicht mehr.

Spuren des Kriegs in Eritrea
Eritrea 1994: Im Frieden, der leider nur kurz dauern sollte, können Kinder wieder auf der Straße spielen. Foto: Andreas J. Focke

„Tu es, du machst Allah damit eine Freude.“

Er war am Ende. Nie mehr so daliegen, nie mehr einem nicht helfen können, der verrecken würde, auch wenn es sein Feind war! Er hatte die Schnauze voll von all dem Getöse um Rache und Vergeltung. Und dass diese Kerle für ihre Taten ins Paradies kommen würden, das hatte er sowieso nie geglaubt. Hier war doch das Paradies, auf diesem Planeten, der keine Kriege mehr brauchte, sondern Menschen, die sich nicht mehr in die Luft sprengten und sich totschossen und ihre Häuser zerstörten und ihre Kinder und all die Menschen töteten, die um sie waren.

Er musste dem da helfen, auch wenn er sein Feind war, und der Junge sollte dabei mitwirken. Er zog seine verschmutzte Jacke aus und riss sich sein stinkendes Hemd vom Leib. Dann spießte er einen Fetzen davon auf die Mündung seines Karabiners und befestigte ihn so gut es ging. Langsam kroch er hoch zu dem Jungen und hielt ihm das Gewehr hin. „Da liegt ein Verwundeter, ein Israeli“, er hustete und spuckte Schleim.
„Nimm den Karabiner und winke mit dem weißen Fetzen, auf ein Kind schießen sie hoffentlich nicht. Und wenn doch, spring einfach herunter. Sie kommen dann schon.“ Der Junge sah ihn ungläubig an. „Tu es, du machst Allah damit eine Freude. Also fang schon an, hast du mich verstanden?“
Der Junge sah ihn an und kniff die Augen zusammen. „Warum hilfst du dem Feind?“ „Soll ich den da krepieren lassen, he? Nun mach schon, für ihn und mich ist der Kampf aus, verstehst du das?“ Der Junge blickte ihn an, dann nickte er und hangelte sich das Gewehr hoch. Er richtete er sich auf und umfasste den Kolben des Karabiners, stemmte ihn hoch und schwenkte den grauweißen Fetzen des Hemds hin und her. Salem lächelte und blickte zum Rand des Kraters.

Auch der Hund war ein Lebewesen, wie er, der Israeli und der Junge. Er hörte den Hund leise jaulen und spürte, wie er seine Haare beschnüffelte. Er streckte seine Hand nach ihm aus und kraulte ihn ein wenig, und er fühlte die feuchte Schnauze des Hundes an seinen Fingern.

 

  • teilen 
  • twittern 
  • E-Mail 
  • drucken 

Reader Interactions

Was Sie noch interessieren könnte:

Amal

Wie ich einmal reich werden wollte

Amal

JETZT
LESEN
Die Verwandlung

Eine fantastische Geschichte

Die Verwandlung

JETZT
LESEN
Von Zeit zu Zeit

Jeder hat dieselbe, für jeden ist sie anders

Von Zeit zu Zeit

JETZT
LESEN

Was sagen Sie dazu?

  1. dodo lazarowicz schreibt

    9. Februar 2024 at 11:24

    Das ist eine hoch aktuelle Geschichte , sehr gut und berührend erzählt von Markus Dorsch.
    Vielleicht kann man die nochmal ins Februar-Magazin stellen?
    Und wo ist er übrigens, der Markus Dorsch? Ich hab ihn schon lange nicht mehr gesehen.
    Vielen Dank für die Gedanken!

    Antworten

Was sagen Sie dazu? Antworten abbrechen

Primary Sidebar

Kategorien

  • Das war los bei den Eigenlebenden
  • Leben
    • Alter
    • Bewusst sein
    • Essen und trinken
    • Freunde und Familie
    • Geschichte
    • Gesellschaft
    • Gesundheit
    • Heimat
    • Kultur
    • Natur
    • Politik und Welt
    • Reisen
    • Sportlich sein
    • Stil
    • Wohnen
  • Magazin
    • Alle Beiträge
    • Videos
  • Menschen
    • darstellen
    • fotografieren
    • Lernen
    • malen und zeichen
    • Porträts
    • schreiben
    • Sozial sein

Pinnwand ›

Beiträge

  • Eine Hebamme für die Seele
  • Der Sprung in den heißen Kochtopf
  • Ganz ähnlich und ganz anders
  • Begegnung im Park
  • Geliebtes Reiskorn

Dabei sein

Mit Ihrer Hilfe machen wir mehr

Das Online-Magazin eigenleben.jetzt ist ein Projekt der Marli Bossert Stiftung. Ihre Spende ermöglicht dieses Magazin und andere Projekte von und für Menschen im besten Alter – vielleicht auch Ihres?


Jetzt
Spenden

Kommentare

  • Ulrike Ziegler bei Eine Hebamme für die Seele
  • Andreas Sebastian Müller bei Eine Hebamme für die Seele
  • Ulrike Ziegler bei Eine Hebamme für die Seele
  • Ulrike Ziegler bei Eine Hebamme für die Seele
  • Wolfgang Heilmann bei Eine Hebamme für die Seele

Archiv

  • März 2025
  • Mai 2024
  • Januar 2024
  • Dezember 2023
  • Oktober 2023
  • September 2023
  • August 2023
  • Mai 2023
  • April 2023
  • Juni 2022
  • Mai 2022
  • Dezember 2021
  • November 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • August 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • September 2017

Stichworte

Alter Altern Angst backen Begegnung Corona eigenleben.Club eigenleben.Werkstatt Erinnerungen Fotografie Freiheit Freundschaft Generationen Gesellschaft Hysterie IT Kinder Kindheit Krieg Kunst Künstler Leben Lebensstil Leidenschaft Lesung Märchen München Natur Pandemie Philosophie Poesie Reise Reisen Ruhestand schreiben Seuche Technik Tiere Treffen Umwelt Virus Weihnachten Wirtschaft Workshop Zukunft

Auch hier tobt das Eigenleben:

Footer

  • Newsletter
  • Kontakt
  • Sitemap
  • Impressum
  • Datenschutz

Das Magazin eigenleben.jetzt ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins Marli Bossert Stiftung

eigenleben.jetzt ist nominiert für den Grimme Online Award 2019

Gefördert durch die