nahe fahrt und dichter vers
der öffentliche nahverkehr
hat’s bei uns dichtern gar nicht schwer.
man nehm’ nur mal den linienbus:
der reimt sich toll auf zungenkuss,
der, zart im busse ausgeführt,
den busfahrer zu tränen rührt.
und wie ist’s mit der straßenbahn?
lockt nicht auch sie die musen an,
wenn sie uns einlädt, auf den gleisen
zu kleinem preis entspannt zu reisen?
in echter tram-kontemplation –
da küssen uns die musen schon!
die achterbahn sei nicht vergessen.
um ihre achter auszumessen,
riskieren dichter kopf und kragen,
weil sie für reime alles wagen!
so lehr’n uns tram, bus, achterbahn:
ganz nah verkehrt der dichterwahn!
frühlingsbeginn
des eises beraubt sind schneemann und schneefrau
durch des frühlings hämischen, lauwarmen blick.
dem schneemann bricht er das genick.
die schneefrau bleibt, jedoch nicht lang mehr,
allein im grünen graus zurück.
rat an eine ungelegene
hallo, fräulein schreibblockade,
kommst du jetzt zu mir?
das – ganz offen – fänd’ ich schade.
nimm dir ruhig ‘ne schokolade
oder auch ‘ne flasche bier;
aber dann zisch ab von hier!
freilich: dichter ohne zahl,
selbst den herrn von hofmannsthal,
hat dein kommen inspiriert:
an des geistes öden tafeln
ließ sich ewig drüber schwafeln,
schreiben auch, ganz ungeniert.
doch – ich trau’ dem frieden nicht.
wenn man mich jetzt unterbricht,
kommt mir dies sehr ungelegen.
denn wir feiern heut’ das dichten,
woll’n aufs reimen nicht verzichten.
drum verpiss dich. (deinetwegen.)
Was sagen Sie dazu?