Es waren einmal ein Mann und eine Frau, die lebten glücklich und zufrieden in einem schönen Haus, das fast immer von der Sonne beschienen wurde. Außerdem, und das mehrte ihr Glück, hatten sie viele nette Freunde in Nah und Fern. Einen ganz besonders netten Freund hatten sie, der besaß auch ein Haus, das fast genauso großzügig von der Sonne beschienen wurde wie das Haus der beiden Leute. Beide Häuser waren ganz nahe am Wasser gebaut, was durchaus nicht zum Weinen ist. Nun, diese Menschen besuchten sich häufig und ein jeder freute sich über das Glück des anderen. Aber nun geschah etwas Entsetzliches, sowohl bei dem Paar das am großen Wasser wohnte, wie bei dem guten Freund, der am kleinen Wasser wohnte.
Zwei entblößte Gesäße
Die beiden Männer gingen zur gleichen Zeit schwimmen; man weiß ja, dass bei Menschen, die sich verbunden fühlen, oft gleichzeitig die selben Dinge geschehen, ganz unabhängig von der räumlichen Trennung und tausende Kilometer entfernt. Der Freund also schwamm in seinem kleinen Wasser, es war ein sonniger Tag, da tauchte ein riesiger Karpfen aus der Tiefe auf und verbiss sich in der Badehose dieses armen Mannes. Nach einem heftigen Kampf, Mann gegen Kreatur, entstieg dieser endlich siegreich dem Wasser. Aber oh weh, die Badehose hatte jede Spannung verloren und hing traurig um sein prächtiges Gesäß.
Dem Mann am großen Wasser ging es nicht anders. Es war ein windstiller Tag, er sprang in die Wellen und wurde von einem verwegenen Katzenhai bedrängt. Und als er aus dem Wasser stieg, er hatte dem Katzenhai ordentlich eine aufs platte Maul gegeben, da fielen die letzten Fetzen seiner Badehose in den Sand. Zum Glück hat er sonst nichts eingebüßt, stellte seine Frau erleichtert fest.
Kein Besuch ohne ordentliche und modische Kleidung
Die Männer schämten sich ob ihrer Nacktheit, oder auch nicht, das ist hier nicht so wichtig. Aber nun war guter Rat teuer, denn wie sollten sich die beiden Männer besuchen ohne ordentlich und modisch bekleidet zu sein? Und da die Männer nichts weiter unternahmen und sich in ihrer Nacktheit sonnten, machte sich die Frau vom großen Wasser auf den Weg, um für die beiden neue Bein- bzw. Badekleider zu finden.
Beim Herrenausstatter
Sie war lange auf der Suche, bis sie in eine große Stadt kam. Dort gab es einen exklusiven und bekannten Herrenausstatter. Beherzt trat die Frau in sein Reich und ihr gingen die Augen über ob all der Herrlichkeiten die sie dort fand. Überall hingen die feinsten und zartesten Stoffe in den schönsten Sommerfarben. Blau wie das Meer, rot wie der Mohn und golden wie die Sonne. Die Frau konnte sich nicht satt sehen und ließ die leichten, vielfarbigen Stoffe durch ihre Finger gleiten. Sogleich kam ein junger Verkäufer, selbst auch modisch und erlesen gekleidet, auf sie zugeeilt und fragte nach ihren Wünschen. Ohne lange zu überlegen, wünschte sich die Frau eine neue Badehose für ihren Mann und eine für den guten Freund.
Neue Badebekleidung
Der Verkäufer war sehr freundlich, auch über seinem Haus scheint die Sonne häufig und großzügig, und brachte ihr sogleich das Gewünschte, vollendet gefertigt und aus farbenfrohen, leichten Stoffen. Überglücklich machte sich die Frau auf den Heimweg, in der Hand eine edle schwarze Papiertasche mit dem Emblem des Modehauses schwenkend, und darin, in Seidenpapier eingeschlagen, zwei neue Badehosen.
Als sie zuhause angekommen war, zog ihr Mann sogleich die sonnengoldene Hose an, und betört sank die Frau auf die Knie und versicherte ihm, dass sie ihn mit oder ohne Hose von Herzen liebe. Wie es nun dem guten Freund am kleinen Wasser mit seiner nachtblauen, blumigen Shorts ergangen ist, bleibt ein Geheimnis. Aber wenn sich die beiden Freunde gegenseitig am großen oder kleinen Wasser besuchen, dann werden sie am Ufer stehen, in ihren herrlichen Hosen, und ihre Freundschaft wird kein Ende haben.
Was sagen Sie dazu?