Mittwoch, 1. Juli 2020
ich habe auch oft darüber nachgedacht, wie es mit diesen hartnäckig »ewig jugendlichen alten« mal ausgehen würde, also endet. vielleicht jetzt? vielleicht so?
keine generation zuvor hat jemals das altern von jahrzehnt zu jahrzehnt so gekonnt weggeschoben. auf einmal ist alles anders.
momentan hab ich plötzlich ein bild davon: viele alte/ältere, die sehr verunsichert durch die gegend huschen oder sich wirklich wegsperren. oder wegziehen, weil ihnen die stadt/das leben zu gefährlich wird.
man weiss nicht mehr, wo man hingehört, fürchtet sich schon aus der ferne vor ansammlungen von menschen. ich schleiche mich auch an den pulks von jugendlichen vorbei, sie machen mir angst. bis vor kurzem erschien mir der kontrast nicht so extrem, plötzlich sind lichtjahre dazwischen.
sie lachen und tanzen herum, die welt gehört ihnen, sie haben keine angst, die götter lieben sie. wir alten gehen im rückwärtsgang, kommen mit den umständen nicht klar und sind draußen.
das habe ich früher auch oft beobachtet. auch ohne virus gab es eine andere bedrohung: die langsame ausgrenzung, das nichtmehrmithaltenkönnen, das sichfremdwerden, auseinanderdriften, keinen kleinsten gemeinsamen nenner mehr finden.
ich mochte die alten leute oft sehr, aber sie lebten bereits auf anderen planeten. diesen prozess übernimmt und verkürzt jetzt corona.
ach corona, so viel schrecken so viel chancen. in etlichen ländern tobt das virus – warum leugnen besonders diktatoren die seuche so gern? weil sie ihnen ähnelt in ihrer unberechenbaren überfallartigkeit? weil sie ihnen die allmacht streitig macht? weil sie die auf ihren platz, klein und unbedeutend, verweist?
Überall flackert die Seuche auf
europa hat sich mittlerweile, es ist juli, aufgerappelt und gewehrt, aber immer wieder flackert an verschiedenen orten unerwartet die seuche auf. es ist aber schon erwartbar eigentlich, wo. es sind die sozialen brennpunkte der gesellschaft, die schlachthöfe, unterkünfte, altenheime, armenviertel der städte. schweden, das einen anderen weg geht als die eu, musste konstatieren, dass das virus vor allem bei den armen, alten und migranten die meisten todesfälle verursacht hat. überraschung? ganz gewiss nicht.
so ähnlich dürfte das fazit in den meisten ländern ausfallen. angefangen von schweden bis südafrika. überall da, wo enge herrscht, kein geld für schutzmittel wie masken etc. da ist, es kein wasser und keine seife gibt, die leute in momentan hochgelobten »systemrelevanten« jobs arbeiten müssen (deren wert schon fast wieder vergessen ist), läuft es so ähnlich ab.
Bleibt alles beim Alten?
die frage ist, ziehen wir eine lehre daraus und ändern wir die miserable struktur der gesellschaft oder bleibt alles beim alten? bildung und gesundheit fest in der hand der mittel- und oberschicht oder wirklich gerecht umverteilt? gerade wär mal wieder die »bürgerkasse« angesagt, die krankenkasse für alle, und wer mehr will, kann das organisieren. aber das wichtigere, es gäbe vielleicht keine engpässe bei intensivbetten, beatmungsgeräten, schutzkleidung etc. etc. und eine gute versorgung für alle. aber das hören viele ungern, das wär ja zu einfach und zu günstig. wer will denn sowas?
nachdem corona jetzt mindestens 6 millionen arbeitslos gemacht hat, könnte man ja auch das gute alte grundeinkommen aufs tapet bringen, wie denn bitte sollen all die leute je wieder in lohn und brot stehen? einen versuch wär es allemal wert, und das möglichst gleich.
und so könnte das ausmisten der alten unnützen systeme weiter aussehen. kein besitz an grund und boden, mieten nur sehr begrenzt, bildung grenzenlos, ein anderes banken-system für die bürgerinnen, gegen die großkopferten, weg mit der kaputten agrar- und tierwirtschaft, den giften und pestiziden, frau klöckner ab in einen kastenstand (hat sie doch immer befürwortet), rüstung auf den müllhaufen, die rüster dazu und ein faires umverteilen von geld und nahrung von norden nach süden. also das wären mal die ersten schritte. ach ja, auto-industrie wird zu öko-auf- und -umbau.
das ist mein traum von der guten seite von corona.
Dieser Beitrag gehört zu einer Serie von Tagebucheinträgen. Hier geht es zu Teil 1 ›, Teil 2 ›, Teil 3 ›, Teil 4 ›, Teil 5 ›, Teil 6 › und Teil 7 ›. Die Fortsetzung folgt…
[…] Dieser Beitrag gehört zu einer Serie von Tagebucheinträgen. Hier geht es zu Teil 1 ›, Teil 2 ›, Teil 3 ›, Teil 4 › und Teil 5 ›. Die Fortsetzung folgt in Teil 7 › und Teil 8 ›. […]