Die moderne Technik, Fluch und Segen zugleich. Grenzenlose Möglichkeiten bringen auch Schwierigkeiten mit sich. Deshalb erklärt uns heute Christine Bauer, Fotografin und Instagrammerin, wie man am besten mit dem eigenen Smartphone umgeht, um tolle Bilder entstehen zu lassen. Es ist kurz vor eins: Die ersten Teilnehmer trudeln ein, um bei dem Workshop für Best Ager ihr Wissen zu erweitern. Heute hat hier im im Pixel am Gasteig, dem gern genutzten Medien-Werkraum der jungen Leute, die Jugend von gestern Vorrang.
Früher konnten sich nur wenige leisten, fotografieren zu lernen
Heutzutage ist das alles anders. Man zahlt nicht mehr für das einzelne Bild, sondern sucht sich bequem auf dem Smartphone das perfekte Bild unter vielen heraus. Der moderne Fotoapparat passt nicht nur perfekt in die Hosentasche, er vereint sich sogar mit vielen anderen Optionen in einem Smartphone.
Doch muss der Umgang damit gelernt sein. Christine Bauer, gelernte analoge Fotografin, weiß genau Bescheid, mit welchen Tipps und Tricks das perfekte Bild entstehen kann und wie man diese Tricks auch auf den modernen Geräten anwendet.
Diesmal durfte ich als Studentin für Fotodesign Christine Bauer unterstützten. Wie für meine erfahrene Kollegin war es auch für mich der erste Kurs dieser Art, und ich war entsprechend aufgeregt, was mich erwarten würde und ob ich die vielen Fragen beantworten können würde. Aber nachdem ich mit meinen 23 Jahren zur Generation Handy gehöre, sollte das eigentlich kein Problem sein.
Der Kurs beginnt. Die erste Hürde, nämlich dass alle die benötigte App zum Profi-Knipsen auf ihren Smartphones installierten, ist bald geschafft. Das war unser aller Feuertaufe, jede/r half, wo es ging, bis schließlich allen mit den unterschiedlichen Geräten und Systemen geholfen war – nun kann es endlich richtig losgehen, als Erstes geht es um die Theorie.
Weißabgleich auf dem Smartphone – geht das?
Christine Bauer beginnt ihre anschauliche Präsentation mit den verschiedenen Einstellungen, die am Handy möglich sind und zu einem gelungenen Bild verhelfen können. Denn auch, wenn das Smartphone scheinbar alles selbstständig erledigt, gibt es Möglichkeiten einzugreifen. Hierbei fallen wieder Begriffe wie Belichtungszeit und Weißabgleich – die kommen uns doch irgendwie bekannt vor. Also doch nicht alles neu. Das richtige Licht und die Bildaufteilung spielen aber auch eine große Rolle, sagt Christine Bauer. So ist das indirekte Licht von der Seite oft am spannendsten und eine Bildaufteilung in Drittel vorteilhaft. Mit dem sogenannten „Goldenen Schnitt“ kann man das Auge des Betrachters gekonnt auf das wichtigste Element im Bild lenken.
Das Gelernte umsetzen – gar nicht so einfach
Die Informationen faszinieren die Runde, die Beispiel-Bilder vom Hund der Fotografin erfreuen allerseits und geben der Veranstaltung Charme. Und dann wird es ernst, es geht ans Eingemachte. Das erlernte Wissen soll nun draußen umgesetzt werden. Der Gasteig bietet mit dem Erich-Schulze-Brunnen schon das erste geeignete Motiv direkt vor der Tür, wobei die ersten Schwierigkeiten auftreten. Denn nicht nur das Motiv spielt eine Rolle, auch Faktoren im Umfeld wie starkes Sonnenlicht und der Hintergrund sind zu beachten.
Wir üben weiter und fotografieren Blumen, Bäume und andere Pflanzen. Und uns gegenseitig beim Fotografieren. Immer wieder staune ich über die tollen Ideen und das schnell gelernte Wissen der Teilnehmer.
Ihr Fazit: „Es war eine riesige Bandbreite dabei, vom Techniker über den Ästheten bis hin zum Künstler“, stellt sie begeistert fest. Sie habe große Freunde daran gehabt, ihr Wissen weiterzugeben. „Ich fand es schön, dass die Teilnehmer so großes Interesse hatten und viel ausprobiert haben“, resümiert die Fotografin.
Auch mir, als junge anstrebende Fotografin, hat die Veranstaltung sehr viel Spaß gemacht. Die verschiedenen Kameras auf den vielen Handys waren auch für mich eine Herausforderung. Toll, mit was für einer Wissbegierde die Teilnehmer bei der großen Hitze dabei waren. Die Endergebnisse sprechen für sich
Die Fotos der Teilnehmer/innen:
Das sagten die Teilnehmer/innen:
»Toll, danke für alles!«
»Schön, dass es mit Bildbearbeitung weitergeht.«
»Ich fände es netter, gleich zu Beginn das Du vorzuschlagen. Das Sie ist immer etwas distanziert und meiner Meinung nach unnötig in so einer Gruppe.«
»Ich habe so viel gelernt, jetzt macht das Fotografieren viel mehr Spaß!«
»Jetzt weiß ich viel besser, warum manche Fotos was geworden sind und andere nicht. Im Gefühl hatte man es ja, wusste es aber nie genau.«
»Weiter viele solche gute Ideen!«
Fotografie: Grundbegriffe und Tipps
von Christine Bauer
Fokus
Je nach Kamera das Fokus-Symbol antippen und dorthin schieben, wo es scharf werden soll. Alles andere geht dann in die Unschärfe. Je näher das Objekt, desto wichtiger ist die Festlegung, wo Schärfe und wo Unschärfe sein soll. Bei großen Distanzen wie z.B. Landschaft spielt es keine Rolle mehr.
Belichtungskorrektur
Manuell einstellen. Wichtig bei Gegenlicht, extremen Lichtverhältnissen oder Schnee.
Weißabgleich (Automatic White Balance – AWB)
Die Anpassung der Farbtemperatur macht Kamera normalerweise automatisch. Bei zuviel Kunst- oder Kerzenlicht wird das Foto orange, dann muß das entweder direkt unter AWB oder danach in der Bildbearbeitung geändert werden.
Panorama
Sofern vorhanden auf Handy bei Bildanfang anklicken, halten, bis gewünschtes Bildende Handykamera mitziehen.
Licht Outdoor
Schauen Sie nach der Sonne, von wo kommt sie?
Morgens etwas kühleres, weicheres Licht, schöne Schatten
Mittags hart, von oben, keine Portraits! Wenig Schatten
Nachmittags mehr Schatten, wieder etwas weicher
Abends warmes Licht, lange Schatten, später Blaue Stunde
Gegenlicht Objekt im Gegenlicht wird dunkel, manuell gegensteuern. Haare, Fransen etc. leuchten
Seitenlicht oft am spannendsten, arbeitet Strukturen heraus
Helle Wolken sanftes Licht ohne Schatten. Gut für Portraits!
Dunkle Wolken Motive werden flach, strukturlos und grau
Licht Indoor
Welche Lichtquelle gibt es? Fenster, Lampen, Kerzen?
Fenster gibt sehr schönes Seitenlicht für Portraits und Objekte
Lampen & Kerzen je nach Tageslicht-Anteil werden die Fotos orange
Lichtstimmung
Kühle Fotos wirken eleganter, professioneller, wertiger.
Warmtonige Fotos wirken stimmungsvoller, kuscheliger.
Bildaufbau
Geschmacksache und Erfahrung, obwohl es durchaus Regeln gibt. –> Drittel-Regel teilt Bild waagrecht und senkrecht in Drittel.
Licht, Farben und Linien sind wichtige Kompositionsmittel. Aber „das Gefühl“ macht ein Bild zu einem Hingucker.
Unser Auge geht automatisch auf Helligkeit, Schärfe und Gesichter. Wenn man Schärfe auf den dunklen Teil im Bild legt bzw. die Unschärfe im hellen Teil des Bildes hat, sind Auge und Hirn verwirrt und beginnen zu suchen.
Führen und lenken Sie den Blick des Betrachters bewusst durch das Bild! Beobachten Sie Ihr eigenes Auge, wohin es geht!
Perspektiven
Froschperspektive Alles, was von unten nach oben fotografiert wird, wirkt größer. Vorsicht: Stürzende Linien!
Vogelperspektive Alles, was von oben nach unten fotografiert wird, wirkt kleiner. Ausnahme: Von oben parallel zum Untergrund fotografieren.
Räume Immer in Bauchhöhe fotografieren, um stürzende Linien und Verzerrungen zu vermeiden.
Abstand zum Objekt
Gerade bei Portraits etwas zurückgehen und dann ranzoomen. So wird der unschöne Effekt des eingebauten Weitwinkel-Objektivs (dicke Nasen, verzerrte Gesichter) vermieden.
Blitz
Wenn möglich, immer ausschalten. Geblitzte Bilder werden nie schön. Lieber mit Stativ arbeiten oder Handy auf feste Unterlage stellen.
Langzeitbelichtungen
Nur mit Stativ, Zusatz-App und am besten Fernauslöser oder notfalls Selbstauslöser möglich.
Dieser Medien-Workshop der eigenleben.Werkstatt wurden unterstützt von:
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