Davor, vor den „Spiel“Tagen, war eigentlich nur knappe Zeit, um den Event „5000 Zimmer…“ zu organisieren, vorzubereiten. Vier Zimmer für uns von der sog. „Alten-WG“. Gut, die 5000 Räume gab es natürlich nicht in Echt – vielleicht so 70?, 80?? – doch gefühlt waren es auf den zwei Stockwerken und in den langen Gängen wirklich sehr viel mehr. Am Ende waren gefühlt vielleicht auch „5000“ Leute da, wenn man spielerisch hochrechnet.
Im Vorfeld, in der Vorbereitung: nur ein riesiger, unglaublich toller, spannender, weil undefinierter Backsteinkomplex, ein Freiheitsraum mitten in der Stadt, der für ein paar Tage für Alle und alle möglichen Aktionen offen ist – die Aktionen der Investoren werden hinterher folgen. Zuvor aber, ein paar Tage lang, gehört er kurz eben allen, die hier spielen, mitspielen wollen. Das Gebäude ist voll von (aus unserer Sicht) Youngsters, die Herumwuseln, Herumstehen, Herum“basteln“.
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2 – Auch nicht von gestern: die Spinnweben auf dem Fensterbrett.
3 – Etwa 120 Räume auf 5 Etagen.
4 – Im Keller blättert der Putz.
5 – Wunderschöne weiße Balken im hohen Dachstuhl.
6 – Ein Treppenhaus zum Schreiten.
7 – Entrümpelt, geputzt und gestrichen wird dieser Raum unser Gästezimmer.
8 – Der Flur der »eigenleben-WG« in spe.
9– Nicht sehr heimelig: Dies soll das Lesezimmer werden.
10 – Jedenfalls steht das schon mal so da.
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Gewerkelt und gestöhnt wird auch in den Zimmern 202, 203, 204, 205, das sind die eigenleben-Zimmer, der Senior*innen, und um es unbescheiden und kurz zu machen: sie sind dann super geworden! Sowie auch das Viele drumherum, das unsere jungen Künstlerkollegen kreiert haben, so unterschiedlich und verschieden es ist. Abends im Freien, nachts im Keller, spielen Bands, das alles kriegen wir leider eher weniger mit.
Doch nun zu uns: Wir vertreten im Gesamt-Ambiente eine Minderheit, die zunehmend zur Mehrheit werden wird, was hier aber nicht Thema der sonst Anwesenden sein muss. Wir selber weisen auf uns hin (durchaus selbstbewusst, aber auch natürlich auch ein bisschen ängstlich, ob unser Ding klappen wird), – wir, die Vertreter*innen einer Generation von Älteren, die gegen strereotype Vorstellungen antritt und tradierte Generationenkonflikte nicht mehr haben will. Es ist eine Herausforderung, wir haben sie hingekriegt. Auf den Raum, den wir erobert haben, können wir schon ein bisschen stolz sein, an prominenter Stelle auch auf die konkreten Räume, die wir geschaffen haben. Wir, das sind vor allem Anne Bauer, unsere eigenleben-“Erfinderin“ mit ihren professionellen technischen Unterstützern, den Film-, Cutter- und „Hinlanger“-Leuten. Und dann war es natürlich spannend zu sehen, wie unser Event nicht nur auf uns sondern auch auf das Publikum wirkte. Konkret.
Das Lesezimmer
Unser „omahaftes“ Leseecken-Podest in dem ansonsten großen, weißen Raum fanden alle Besucher sofort lustig, so wie es auch für die Vorlesenden skurril war, auf einem alten Ohrensessel zu sitzen unter der Schirmherrschaft eines ausgestopften Eichhörnchens an der Wand, das unbeteiligt?, gnädig?, interessiert? den Texten zuhörte. Auch wenn wir uns ab und zu noch mehr Zuhörer/Zuschauer gewünscht hätten, die, die da waren, hörten aufmerksam zu und diskutierten hinterher.
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2 – Die offizielle Eröffnung sprach Felix Lang vom Bezirksausschuss Maxvorstadt. Vielen Dank für die Unterstützung!
3 – Drei Moderatorenteams wechselten sich ab an den drei Tagen: Die bühnenerprobten Ulrike und Christian Auras von der Tollhaus Theater Compagnie, …
4 – die erfahrene Angela Roethe (Mediatorin und Gründungsmitglied der Marli Bossert Stiftung e.V.) …
5 – und unser Neuzugang Gabriela Weitenauer, die selbst vom schreibenden Fach ist.
6 – Hinweise an der Eingangstüre: „Achtung, Elderly people“ und „Lesungen zu jeder vollen Stunde“
Das Gästezimmer
Im nächsten Raum, dem Gästezimmer, in dem die Besucher sich häuften (weil ja dort nicht nur zur vollen Stunde was los war) konnte man viele Fotos von den Vorleser*innen in ihren „heimischen Biotopen“ betrachten und sehen, wie komplett sich die Bilder der Alten in deren alltäglicher Umgebung vom traditionellen Bild der Sesselsitzer unterscheiden. Das war das Gemeinsame, was ins Auge fiel und dazu noch etwas anderes: auch unter Senior*innen herrscht Diversitiät im Lebensstil. Sowas wie ein Neben-Highlight waren in diesem Raum die alten Schreibmaschinen, auf denen wundersamerweise auch viele Youngsters ihre Vorstellungen zum „Alter“ vergnüglich klapperten …
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2 – Die entspannte Atmosphäre und die bequemen wumms.de-Bänke wurden gerne für ein Sitz-Päuschen wahrgenommen.
3 – Die „charmante Spendenbox“, created by Elisabeth Weißthanner & friends, wurde offensichtlich nicht als Aufforderung verstanden. Weder Spenden noch Mitgliedsanträge fanden sich darin, dafür aber ausgefüllte Fragebogen.
4 – Zwischen den Lesungen war hier Raum für Rückzug. Oder Interviews, wenn einen die Damen hinter der Linse erwischt haben. Hier: Dodo Lazarowicz und Annelie Boros.
5 – Die Fragebogen erfreuten sich erstaunlicher Beliebtheit, einen ganzen Stapel davon haben wir von unseren Besuchern bekommen, per Hand oder – Kompliment! – mit der Schreibmaschine ausgefüllt.
6 – Ulrike Ziegler und Elisabeth Weißthanner studieren die ersten Einträge unseres »Gästebuchs«.
Die Schreibstube
Ja, und dann die Schreibstube – ein komplett schwarzer Raum, eine Lampe auf einem Schreibtisch mit Laptop. Dazu kann ich nur rein persönlich sagen: hätte ich so eine total konzentrierte, vom Drumherum der Ablenkungen befreite, mich umhüllende Situation zuhause, würde das mit dem Schreiben vermutlich auch öfter vorangehen…
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Das WG-Büro
(Was im Büro stattfand, hab ich nicht mitgekriegt, ich war nur zwischendurch mal da um mir ein Flaschl Mineralwasser zu holen.)
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Fazit
Es ist gelungen. Gelungen ist, dass eigenleben sich und etwas auf die Beine gestellt hat, das sich sehen lassen konnte und gesehen wurde. Sehen konnte man, dass auch ältere Menschen kreativ sind und auftreten. Mein Lieblingskommentar zu unserem Ding von (geschworen!) einer Gruppe von mir unbekannten Youngsters: „cool, schade, dass wir bei eurer Lesung nicht dabei sein können, wir haben selber einen Auftritt.“
Mehr zum Event, den Lesungen und das
supercoole Video zur Veranstaltung gibt’s hier ›
Herzlichen Glückwunsch zum offenbar gelungenen Generationenfest. Ich kann bei den spannenden Aktivitäten leider nur virtuell dabei sein, weil ich nicht in München wohne, fühle mich aber durch eigenleben. jetzt in meinen eigenen Aktivitäten, altes eisen nicht einrosten zu lassen, ermutigt.