• Skip to primary navigation
  • Skip to main content
  • Skip to primary sidebar
  • Skip to footer

eigenleben.jetzt

DAS BESTE ALTER IST JETZT

  • Magazin
    • Pinnwand
    • Videos
    • Blogs
    • Alle Beiträge
    • Inhaltsverzeichnis
  • Menschen
    • Porträts
    • schreiben
    • fotografieren
    • malen und zeichen
    • darstellen
  • Leben
    • Kultur
    • Gesellschaft
    • Politik und Welt
    • Geschichte
    • Gesundheit
    • Lernen
    • Alter
    • Essen und trinken
    • Wohnen
    • Stil
    • Heimat
    • Freunde und Familie
    • Bewusst sein
    • Reisen
    • Sportlich sein
  • Mitmachen
    • Treffen on- und offline
    • eigenleben.Club
    • Event-Kalender
    • Das war los …
    • Macher/in sein
    • Projekt begleiten
    • mithelfen
    • unterstützen
    • Mitglied sein
    • Vorteile für Eigenlebende
    • Sponsorings/ Kooperationen
  • Wer wir sind
    • Die Idee
    • Die Macher/innen
    • Das Team
    • Die Eigenlebenden
    • Die Förderer/innen
    • Pressematerial
    • Andere über uns
    • Impressum
StartLebenReisenDie magische Matrjoschka
Geheimnisvoller Ausschnitt aus einem Gemälde.
Wer ist sie, die magische Matrjoschka von St. Petersburg? Foto: Christian Callo

Eine Begegnung in Sankt Petersburg

Die magische Matrjoschka

Eindrücke einer prunkvollen, aber auch ambivalenten Stadt, verbunden mit einer interessanten Begegnung und dem Eintauchen in die Historie. Oder den Mythos? Mal wieder schafft es Christian Callo, seine Leser*innnen auf eine ganz besondere Art an einen entfernten Ort zu versetzen. So sollten Reiseberichte sein!

1 Kommentar
Autor: Christian Callo

Was für eine unwirkliche Stadt!

Panoramen folgen Panoramen.

Vorne prunkvoll. Und dahinter?

Ich sitze im Park mit dem Reiseführer auf den Knien. 

Festungen, wohin du schaust. Rechts die Eremitage und der Winterpalast, links die Admiralität, daneben die gigantische Goldkuppel der Isaak-Kathedrale und vor mir, der Schicksalsfluss, die Newa. Am anderen Ufer glänzt die goldene Nadel der Kirche in der Hasenburg, die Peter-und-Paul-Kathedrale.  

Adern mit launischem Wasser

durchfluten die Kanäle, 

und es wohnt Angst unter den Füßen 

und ordentlich Respekt 

in den Herzen. 

Schiff im Wasser und Skulpturen in St. Petersburg.
Trotzfeste Fundamente und gigantische Atlanten in der Stadt am Wasser. Foto: Christian Callo

Eine prunkvolle Stadt

Im Reiseführer steht, dass bislang der Mensch den Naturgewalten entgegentreten konnte. Die Stadt wurde von den verheerenden Hochwassern bislang nicht bezwungen. Die Gebäude haben die Stürme überlebt, ruhen auf trotzfesten Fundamenten und bei starken Unwettern stemmen gigantische Atlanten die Dächer.

Hinterlegt 

verbleiben Glanz und Reichtum.  

Zarengold an Türmen, Kuppeln, Wänden 

fließt in feine Spitzen 

und in die Nischen um die Fenster.

Selbst der Himmel wird vom Widerglanz der prachtvollen Fassaden tagtäglich aufs Neue an den Ruhm erinnert. 

Und die Engel aus den barocken Wolken?

Was meinen die dazu?

Harfe vor Wandteppich mit Engeln.
Engel aus barocken Wolken? Foto: Christian Callo

Nichts! 

Denn solche Engel gibt es nicht. Die Wolken sind nur mächtig aufgepludert, in Wirklichkeit aber jenseitslos. 

Doch, wer kann das wissen?

Das Gedicht vom Bauern Jewgeni

Nicht weit von mir entfernt steht er, der ‚eherne Reiter‘, das stolze Denkmal mit Peter dem I. auf seinem sich aufbäumenden und voran stürmenden Pferd, errichtet von Katharina der II. 

In Puschkins gleichnamigen und berühmtem Gedicht verfolgt der Reiter den armen Bauern, Jewgeni, weil dieser ihn aus Zorn verhöhnte und gerufen hatte: 

»He, Städtebauer, du Wundertäter, wart nur ab!«. Der Reiter springt mitsamt dem Pferd vom Sockel, verfolgt den Mann und jagt ihn durch die Gassen. Man sieht, wie er verzweifelt flieht, so schnell er nur kann. Zur Strafe treibt der Reiter ihn für dessen Drohung am Ende in den Wahnsinn und dem Mann bleibt nur noch die dienende Demut, die ihn heimsucht. Vor dem großen Herrn geht er in die Knie. Die Mütze neben ihm im Staub. Der arme Wurm, er hat verloren.«

Puschkin beschreibt wie kein anderer Dichter den seelischen Zustand Russlands in stürmischen Zeiten. 

Kurz darauf passiert Eigenartiges. Ein ärmlich gekleideter Mann setzt sich auf die Bank mir gegenüber. Er hat eine Tuba unter dem Arm, auf der er fünf Töne bläst, die sich fast wie das Horn im zweiten Satz aus Tschaikowskys 5. anhören.

Vorne prunkvoll. Und dahinter?

Reiter-Figur in der Ferne.
Der ‚eherne Reiter‘ in der Ferne. Foto: Christian Callo

»Ich träume, ich wäre reich«, spricht der Mann. »Ich würde schöne Kleider tragen und am Hof ein und ausgehen, wie es mir beliebt.«

»Sie sprechen Deutsch«, sage ich.

»Ja, ich bin hier gestrandet, wie einst auch Katharina und jetzt lässt man mich nicht mehr weg von hier. Wie gefällt dir die Stadt? Mir nicht. Glanz und Elend gehen Hand in Hand. Man glotzt auf das Grandiose, die bittere Armut lebt im Verborgenen.« Er spricht wie ein Schauspieler und klatscht mit den Händen auf sein Jackett, als wolle er es abstauben. 

Der Mann ist ein Intellektueller, denke ich.

Dann nähert sich ein Zweiter, noch etwas verwahrloster. Er krakeelt schon aus der Ferne. Ich kann ihn nicht verstehen, aber was er körpersprachlich sagt, lässt sich leicht entziffern. Sein Redeschwall geht in meine Richtung: »Hör nicht auf den, er ist der größte Lügner von St. Petersburg«. Und dann zu seinem Kumpel: »Ja, du bist ein Lügner, zum Teufel mit dir. Und spielen kannst du auch nicht. Immer nur fünf Töne. Wieso schleppst du eigentlich dieses Ding ständig mit dir herum, wenn du kein Künstler bist? Kommst du jetzt mit oder nicht?«

Maler, Musiker oder Dichter?

Der Mann mit dem Horn bleibt sitzen und gibt ihm zu verstehen, dass er gefälligst verschwinden soll. »Du bist genau so dumm, wie du stinkst. Hau ab!«, sagt er laut zu ihm, worauf der von ihm ablässt und geht.

»Was hat er gesagt?«, frage ich.

»Er sagt, ich sei ein beschissener Künstler, der weder Musik machen kann, noch malen oder schreiben, geschweige denn dichten.«

»Malen oder schreiben Sie denn?«, frage ich vorsichtig.

Dazu äußert er sich nicht, sondern geht an einen kleinen Andenkenstand in der Nähe, an dem jemand kleine Zinnfiguren verkauft, nimmt eine kleine Statue der Katharina und prüft sie vor seinen Augen von allen Seiten, auch von unten. Da reißt ihm der Verkäufer das Figürchen aus der Hand und brüllt ihm laut ins Gesicht.

»Was ist los?«, rufe ich.

»Der Idiot hat etwas dagegen, wenn ich der Katharina unter den Rock schaue. Er ist zu streng gläubig!«, lacht er und setzt sich wieder.

Die leibhaftige Katharina

Unmittelbar danach schreitet ein bestimmt zwei Meter großer, schlanker Mann im eleganten Kostüm mit napoleonischem Hut lächelnd vorüber und winkt wie ein Fürst seinen Untertanen. Er ist mir schon an vielen touristischen Plätzen begegnet. Ich habe es bislang immer geschafft, ihm und seiner schönen Begleitung, die jetzt auch wieder einige Meter hinter ihm schwebt, zu entkommen. Es ist Katharina höchstpersönlich in einem weit ausladenden jadefarbenen Kleid. Die zwei gehören zu einer Truppe, die ihr Geld damit verdient, sich mit den Touristen in historischen Gewändern fotografieren zu lassen. Jetzt eilen sie in die Richtung eines größeren Trupps von Asiaten. Und als sie weg sind, sagt mein Gegenüber: »Wie ich strampeln sie sich ganz schön ab. Mit einem Unterschied: ihr Geschäft geht besser als meins.« Ich hebe fragend die Schultern, während er auf meine Tüte deutet.

»Au Pont Rouge. Ich kenne dieses Kaufhaus. Was wurde gekauft?«

Ganz schön neugierig, denke ich, aber dann zeige ich ihm die Matrjoschka. Schließlich bin ich ganz stolz auf das Stück.

Im Kaufhaus umgeben von Matrjoschkas.
Umgeben von Matrjoschkas. Foto: Christian Callo

»Ein schönes Exemplar«, meint er, „Könnte von mir sein. Weißt du, eine Zeit lang habe ich auch solche Puppen bemalt und verkauft. Ich habe diese Kunst von meinem Großvater gelernt. Gott hab ihn selig.«  

Da bin ich schon sehr überrascht und frage: „Und dann?«

»Berufsverbot.« 

»Wie das denn?«

»Auflehnung gegen die Autorität.«

Wie dieser Jewgeni, denke ich.

»Ich weiß, was du denkst«, sagt er. »Nur habe ich mich entschlossen, nicht so blöd zu sein und wahnsinnig zu werden. Wenn ich einen Schub in diese Richtung verspüre, blase ich einfach in die Tuba. Soll ich dir was vorspielen?«

Der Geschichte entsprungen?

Ich winke ab, und er schaut wieder zum Stand mit den Zinnfiguren, dieses Mal aber so traurig, dass er mir plötzlich leid tut und ich spontan zu den Andenken gehe und ihm die Katharina für zwei Euro kaufe.

Er ist überglücklich, steckt die Figur sofort in die Tasche seines heruntergekommenen Jacketts, über das ein vergilbter Schal baumelt, und meint: »Ich heiße Jewgeni. Und du?«

Da bin ich umso mehr überrascht.

»Na ja in gewisser Weise bin ich ein Nachkomme von Puschkins Held in dessen Gedicht vom Reiter, der dort …« und dabei schaut er nach beiden Seiten und flüstert »… so grässlich großtuerisch vor sich hin protzt. Aber, wie gesagt, ich lasse mich nicht in die Demut zwingen. Verstehst du?« Und dann kniet er kurz nieder und macht auf jämmerlich: »Verzeiht ihr hohen Herren, so habe ich das nicht gemeint.«

Jetzt will ich doch mehr wissen und frage, ob er mir erzählen würde, was passiert sei. Er hingegen fragt mich, warum ich hier sei. Die Antwort ist einfach, ich wollte schon immer mal St. Petersburg sehen, antworte ich, außerdem hätte ich russische Vorfahren. 

»Na so was«, sagt er. »Ich jedenfalls bin nicht als Tourist hier.« 

Der Wert einer Geschichte

Dem will ich gar nicht weiter nachgehen, was er gleich merkt und mich darum fragt, was mir denn seine Geschichte wert sein würde. 

Ich lache. »Wert? Kommt auf die Geschichte an«, sage ich. 

»Wo wohnst du?«, fragt er. 

Ich nenne ihm das Hotel. »Also gut. Nicht unter 300 Rubel.«

»Warum diese Summe?« 

»Das Hotel hat einen Pool, eine Sauna und ein Fitnesscenter.«

Woher er das wisse, frage ich. 

»Ich bin in der Stadt viel herumgekommen.« 

Dabei erhebt er sich und setzt er sich direkt neben mich. Zu meiner Überraschung riecht er ganz angenehm. Nicht so wie man aus seiner Kleidung hätte schließen können.

Er bemerkt meine Gedanken und meint: »Manche Kaufhäuser haben nette Türsteher, die einen erlauben, die Herrenparfüms zu testen.«

»Okay«, sage ich. 

Eisernes Tor vor blauem Himmel.
Durch eiserne Tore … Foto: Christian Callo

Nach einer Weile legt er los und es passiert, dass ich mit jedem Wort mehr und mehr in seiner Geschichte zu versinken beginne. Die Sprache ist ganz eigen und erinnert mich wieder an Puschkin. Der Mann ist kein Penner, er ist ein Magier oder zumindest so etwas in der Richtung. 

Und schon bei den ersten Worten seiner Erzählung hüllt mich seine suggestive Stimme in eine Art Trance, die mich bislang nur beim Hören von Musik in eine andere Welt entführen konnte.

Wie alles begann

Weißt du,
die Suche nach der Liebe
ist der des Glückes Schicksal
artverwandt.

Das musste auch Jewgeni, der ärmliche Karele, mit Haut und Haar erleben, in seiner Geschichte:

Die Welt war öd und leer
nur Nebelschwaden
haben sie umhüllt.

So kam es, dass in diesen Zeiten
Jewgeni arg umhergetrieben wurde.
Über das Moor, das Meer und durch die Straßen von
St. Petersburg ist er gerannt, das Glück zu finden.
Sein Glück.

»Wo bin ich? Und wo bist du?«, hat er gerufen.
Doch als Antwort kamen immer nur die Worte:
»Weißt du es nicht? Oh doch, du weißt es.
Kälte’ bin ich. Ich kann Knochen brechen.«

»Nicht meine, nein nicht meine!«, rief er.

Getrieben von einer fernen Liebe

Und in einer besonders stürmischen Nacht, da ist ihm aus trotziger Erregung heraus sein Handwerkszeug, ein altes Vergrößerungsglas, auf den Stein gefallen und unbrauchbar geworden.


Ganz schlimm war das für ihn, nicht mehr arbeiten zu können, nicht mehr die Kunst der Familie fortzuführen und nicht mehr seine Puppe vollenden zu können, die Puppe seiner fernen Liebe, mit ihrem Gesicht außen und seinem innen, die Puppe mit Katharinas Antlitz außen und dem seinem innen und dem winzigen Gedicht, das er für sie verfassen will, auf seinen Lippen.


»So geht das nicht, Knochenmann. Nicht mit mir!«, sprach Jewgeni mutigen Herzens der Flut entgegen und sein Gemüt machte sich gen Süden auf den Weg. Auf seinen Weg.

 

Zur Stadt hinüber, um das nachzukaufen, was zerbrochen war, unentbehrlich für seine Arbeit: ein Vergrößerungsglas.
Und er findet einen Laden in der Stadt, in dem es solches gibt, mit kleinen Macken zwar und in abgenutztem Zustand, jedoch besonders günstig.

Er kauft das Glas und da geschieht es, wie es kommen sollte, da sieht er Katharina leibhaftig in ihrer Kutsche.

 

Sie rattert vorbei, als ein Winterblitz am Horizont entlang den Wolkensaum erhellt und ihr Gesicht erleuchtet, und es passiert, dass ihr Blick sein junges Herz trifft wie ein zweiter Blitz, der sich in seiner Brust entlädt.

Ein gefährlicher Plan

Und, mit einem Mal, ist alles klar: Heut Nacht, da muss er zu ihr, muss sein Gedicht vollenden, sein Gedicht, das er zu schreiben lange schon begonnen hatte.

Nur ein Wort fehlt noch in seinem Satz.
Ein Wort, das alles übertreffen soll.

 

Ausschnitt eines prunkvollen Gemachs.
… in verbotene Gemächer. Foto: Christian Callo

Das Wort, das weiß er, kann er nur dichten, wenn er genau an jenem Orte sich befinden würde, an dem allein sich aller Sinn entfalten kann, wenngleich auch nur für einen Augenblick.

So muss er also zur Zarin selbst in die geheimen Räume.

Schon gleich in dieser dunklen Nacht will er sich in den Prunksaal schleichen, sich wie ein Aal dem Schlafgemach der Zarin nähern und einen Blick auf seidiges Geflocktes werfen und auf ihre Hände, ihre Schultern und die Augen. Und dann wird er es finden, dieses Wort, das Wort für seinen Satz und er wird es in winziger Schrift auf den dünnen Rand schreiben, in schönsten Lettern, die er von Klein an zu zeichnen gelernt hatte, mit höchster Inbrunst, als handle es sich um ein heiliges Wort.  

Er zittert und Schweiß tritt auf die Stirn, belegt seinen Körper und rinnt am Rücken hinab.

Was er braucht, hat er dabei und prüft es noch einmal: Die kleine Matrjoschka, die dünne Schreibfeder, etwas Tinte und auch das Glas für die Vergrößerung. 

Die Kunst, ganz klein zu schreiben, hat er von seinem Vater einst gelernt und der wiederum von dessen. Es ist die Kunst, Texte so klein zu schreiben, dass sie auf Haare passen.  

Nun, dem geneigten Hörer sei gesagt: Die Puppe von Katherina mit sämtlichen, in ihr verschachtelten Geliebten ist der eigentliche Ausgang der Idee. Nur anders wie in dieser Historie soll jetzt nur Jewgeni selbst sich ganz vorn befinden.  

Ein besonderer Sinn für alles Schöne

Und daher spricht er leise auch zu sich: »Wenn Katherina ihre Puppe öffnet, wird sie mich entdecken und die Miniatur auf meinen Lippen lesen können, weil die große Fürstin von Natur aus neugierig ist, was das Poetische betrifft und weil sie einen besonderen Sinn für alles Schöne hat.« 

Nur bis zu diesem Vorhaben ist es noch ein ziemliches Stück des Weges zurückzulegen, über den runden Platz hinweg zu dem Palast und an den Wachen vorbei, direkt zum Raum der Räume, zu Katharinas Raum. 

Er kennt den Weg wie seine Westentasche, er kennt das Labyrinth dort drin aus seinen Träumen und er wird den Ort erreichen und dann endlich auch das ersehnte Wort finden und es mit dem Glas und der Feder auf die erste Puppe schreiben, auf ihre Seele, die von ihm auch angefertigt und bemalt worden ist. 

»Ich will der beste und der größte sein unter den Liebhabern«, spricht er. »Und wenn du dich öffnest, wird das schönste Wort der Welt in dein Herz fließen.«

Ja, so wird es sein. So muss es sein.

Doch da ruft jemand laut mit sehr brutaler Stimme: »Wer ist da? Er melde sich mit der Parole!« 

Und von dem Moment an kommt alles anders.

Ein Schuss zum jähen Ende verschlägt ihm die Sprache.

Aus der Traum.

Gefunden wird Jewgeni mit seiner Matrjoschka fest umklammert in der Hand im Blute liegend. 

Die Puppe aber bringt man zur Zarin. Sie sieht ihr Abbild und Jewgeni mit dem Wort auf seinen blassen Lippen, und es ist überliefert, dass mit dem Schrecken auch Entzücken über ihre Wangen strich. 

Welch spätes Glück! Armer Jewgeni. 

Eindrücke aus St. Petersburg.
Eindrücke aus St. Petersburg. Fotos: Christian Callo

Eine teure Geschichte

Da höre auch ich plötzlich einen lauten Knall, der mich aus dem Palast zurückholt und gewaltsam wieder auf die Bank im Park hievt. 

Auf der Newa hat eine Parade begonnen. Ein Kriegsschiff fährt an einem gerade auftauchenden schwarz glänzenden U-Boot vorbei, das wie ein riesiger Wal aussieht. Matrosen in Weiß stehen oben salutierend in einer Reihe. 

Ich schau um mich. Doch Jewgeni ist verschwunden. 

Als ich noch ganz benommen aufstehe, bemerke ich, dass auch meine Geldbörse weg ist, zum Glück nur mit Bargeld. 

2000 Rubel für eine tolle Geschichte.

 

  • teilen 
  • twittern 
  • E-Mail 
  • drucken 

Reader Interactions

Was Sie noch interessieren könnte:

Junge Leute von heute und von gestern

So war das Festival der Generationen

Junge Leute von heute und von gestern

JETZT
LESEN
Please don’t vanish

Über die Entstehung einer geheimnisvollen Botschaft

Please don't vanish

JETZT
LESEN
Die erste »eigenleben-WG«

So war das Festival der Generationen

Die erste »eigenleben-WG«

JETZT
LESEN

Was sagen Sie dazu?

  1. Meinhard Hanke schreibt

    10. März 2021 at 17:48

    Ja, Christian Callo hat eine besondere Art und Begabung, einen Reisebericht so zu verfassen, dass man als Leser fast unmerklich in diese fremde Welt eintaucht. Wirklich sehr schön!

    Antworten

Was sagen Sie dazu? Antworten abbrechen

Primary Sidebar

Kategorien

  • Das war los bei den Eigenlebenden
  • Leben
    • Alter
    • Bewusst sein
    • Essen und trinken
    • Freunde und Familie
    • Geschichte
    • Gesellschaft
    • Gesundheit
    • Heimat
    • Kultur
    • Natur
    • Politik und Welt
    • Reisen
    • Sportlich sein
    • Stil
    • Wohnen
  • Magazin
    • Alle Beiträge
    • Videos
  • Menschen
    • darstellen
    • fotografieren
    • Lernen
    • malen und zeichen
    • Porträts
    • schreiben
    • Sozial sein

Pinnwand ›

Beiträge

  • Eine Hebamme für die Seele
  • Der Sprung in den heißen Kochtopf
  • Ganz ähnlich und ganz anders
  • Begegnung im Park
  • Geliebtes Reiskorn

Dabei sein

Mit Ihrer Hilfe machen wir mehr

Das Online-Magazin eigenleben.jetzt ist ein Projekt der Marli Bossert Stiftung. Ihre Spende ermöglicht dieses Magazin und andere Projekte von und für Menschen im besten Alter – vielleicht auch Ihres?


Jetzt
Spenden

Kommentare

  • Ulrike Ziegler bei Eine Hebamme für die Seele
  • Andreas Sebastian Müller bei Eine Hebamme für die Seele
  • Ulrike Ziegler bei Eine Hebamme für die Seele
  • Ulrike Ziegler bei Eine Hebamme für die Seele
  • Wolfgang Heilmann bei Eine Hebamme für die Seele

Archiv

  • März 2025
  • Mai 2024
  • Januar 2024
  • Dezember 2023
  • Oktober 2023
  • September 2023
  • August 2023
  • Mai 2023
  • April 2023
  • Juni 2022
  • Mai 2022
  • Dezember 2021
  • November 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • August 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • September 2017

Stichworte

Alter Altern Angst backen Begegnung Corona eigenleben.Club eigenleben.Werkstatt Erinnerungen Fotografie Freiheit Freundschaft Generationen Gesellschaft Hysterie IT Kinder Kindheit Krieg Kunst Künstler Leben Lebensstil Leidenschaft Lesung Märchen München Natur Pandemie Philosophie Poesie Reise Reisen Ruhestand schreiben Seuche Technik Tiere Treffen Umwelt Virus Weihnachten Wirtschaft Workshop Zukunft

Auch hier tobt das Eigenleben:

Footer

  • Newsletter
  • Kontakt
  • Sitemap
  • Impressum
  • Datenschutz

Das Magazin eigenleben.jetzt ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins Marli Bossert Stiftung

eigenleben.jetzt ist nominiert für den Grimme Online Award 2019

Gefördert durch die