• Skip to primary navigation
  • Skip to main content
  • Skip to primary sidebar
  • Skip to footer

eigenleben.jetzt

DAS BESTE ALTER IST JETZT

  • Magazin
    • Pinnwand
    • Videos
    • Blogs
    • Alle Beiträge
    • Inhaltsverzeichnis
  • Menschen
    • Porträts
    • schreiben
    • fotografieren
    • malen und zeichen
    • darstellen
  • Leben
    • Kultur
    • Gesellschaft
    • Politik und Welt
    • Geschichte
    • Gesundheit
    • Lernen
    • Alter
    • Essen und trinken
    • Wohnen
    • Stil
    • Heimat
    • Freunde und Familie
    • Bewusst sein
    • Reisen
    • Sportlich sein
  • Mitmachen
    • Treffen on- und offline
    • eigenleben.Club
    • Event-Kalender
    • Das war los …
    • Macher/in sein
    • Projekt begleiten
    • mithelfen
    • unterstützen
    • Mitglied sein
    • Vorteile für Eigenlebende
    • Sponsorings/ Kooperationen
  • Wer wir sind
    • Die Idee
    • Die Macher/innen
    • Das Team
    • Die Eigenlebenden
    • Die Förderer/innen
    • Pressematerial
    • Andere über uns
    • Impressum
StartMagazinAlle BeiträgeDer gefleckte Tiger
Tigerkopf mit gefletschten Zähnen. Illustration: Felicitas Labenz
Der gefleckte Tiger. Illustration: Felicitas Labenz

Auf der Suche nach dem Zauber der Kindheit

Der gefleckte Tiger

Wir alle haben Erinnerungen an die Faszination des Zirkus, als wir Kinder waren. Doch manche Erinnerungen sollten besser welche bleiben. Es ist schwer, den Zauber der Kindheit noch einmal zu erleben, und kann sogar gefährlich werden. Wie der Protagonist unseres Autors Markus Dosch am eigenen Leib erfahren musste.

Autor: Markus Dosch

Auf dem Weg zum Zeitungskiosk ging er fast immer auf der rechten Straßenseite entlang, die von dichten Büschen gesäumt war. Nach einiger Zeit passierte er eine Stelle, an der keine Büsche standen, sondern eine längere freie Strecke. Seit einigen Tagen hatte hier ein Zirkus seine Zelte aufgeschlagen, mit dem fremd klingenden Namen ‚Zirkus Serrano’.

Wiederaufkommende Erinnerungen

Ein zeltartiger Rundbau mit Planen und einem runden Dach, ähnlich einer nomadischen Jurte. Er blieb stehen und lugte durch einen breiteren Spalt in der Zeltbahn, aus der ein durchdringender Geruch von Stall, Tieren und Dung drang. Dicht an dicht standen dort Kamele, mit Höckern und quastenartigen Schwänzen. Der Geruch war derart penetrant und durchdringend, dass er sich für einige Zeit die Nase zuhielt. Die Tiere mahlten mit ihren Mäulern und Zähnen und schauten irgendwohin in eine nicht vorhandene Ferne.

Er erinnerte sich an seine Kindheit und wie ihn damals der Zirkus, der in ihrem Dorf gastierte, ungeheuer faszinierte und er dem Besuch mit seiner Mutter und der Schwester entgegen fieberte. Er spürte plötzlich eine starke Erregung,

So wie damals, als er den Tieren und den Clowns zusah, wie sie ihre Runden drehten und die Clowns sich mit Kübeln voll Wasser überschütteten und die Menschen johlten und kreischten vor Lachen. Sollte er dieses frühe Kinderlebnis nicht doch wieder erwecken, das Gefühl wieder erleben, das ihn damals durchbebte, als die junge Reiterin auf dem Rücken des Pferdes an ihm vorbei galoppierte? Warum eigentlich nicht, er als jetzt 70-Jähriger, warum eigentlich nicht?

Wie bei der ersten Liebe

Dieser Mittwoch war doch gut geeignet, er hatte Zeit zur Nachmittagsvorstellung hinzugehen. Seine Frau war bei einer Freundin zum Kaffee eingeladen, sie würde also erst später nach Hause kommen. Irgendwie freute er sich, hatte jedoch ein Problem, seinen starren Rhythmus von Gewohnheiten so abrupt zu durchbrechen.

Als er am Nachmittag wieder an den Büschen vorbei ging, spürte er ein Herzklopfen, wie bei der ersten Liebe mit seiner Frau. Er lachte und sagte sich, was ist schon dabei, sich dieser Empfindung hinzugeben. Das Leben hatte ihn abgestumpft, das Erotische war zweitrangig geworden, es gab wenig, was ihn noch faszinierte und aus dem gewohnten Einerlei heraushob. Er sah zu den Kamelen hin, doch sie waren nicht mehr an ihrer Stelle, doch der intensive Geruch ihrer voran gegangenen Anwesenheit im Stall war noch stark zu riechen.

Anders als Fernsehen und Handy

Als er am Eingang zur Kasse angelangt war, sah er, dass die Zeltbahnen am Eingang an beiden Seiten zurück geklappt waren und nur wenige Leute mit ihren Kindern ins Innere schlenderten. Er beobachtete, dass die Kinder keine besonderen Emotionen zeigten, wahrscheinlich waren sie durch Fernseher und Handys ganz andere Sensationen gewohnt.

Er löste seine Karte bei einer jungen Frau, die als Scheherazade verkleidet war, ein durchsichtiger Schleier ließ ihr Gesicht etwas mattmilchig erscheinen. Er sah sich im Vorraum um. Einige Kinder mit Erwachsenen standen an einem Kiosk mit Süßigkeiten an, und zwei Kerle lehnten an der Bar an der Theke, neben sich ein kleines, blondes Mädchen mit einer Zopffrisur.

Er hatte eine derartige Situation erwartet, und wie auf einen Schlag war seine überspannte Erwartung verschwunden.

Im Innern des Zeltes verlief eine Art runder Arena, auf deren sie umgebenden Holzrändern, ein kleiner Clown entlang tänzelte. Auch das Programm erwärmte ihn nicht, kein Erlebnis tauchte aus der entfernten Jugendzeit auf. Er bereute schon, dass er sich so in seine Imagination hinein gesteigert hatte, als doch noch eine Nummer seine Aufmerksamkeit erregte.

Ein ältlicher Mann in schäbiger Hose hantierte mit einigen abgewetzten Kolben, die ihm immer wieder zu Boden fielen und einen Lachsturm der Zuschauer entfachten. Er tat im leid, denn das Versehen war nicht gespielt, sondern seiner Ungeschicklichkeit zuzuschreiben. Dann erschienen auch die Kamele aus dem Stall und trotteten brav um das Rund der Arena.

Er begann sich zu langweilen und ersehnte die Pause. Etwas unbefriedigt stand er auf, beschloss jedoch, noch zu bleiben, vielleicht brachte der zweite Teil des Programms noch eine gewisse Steigerung auch seines Kindheitsgefühls.

Die Menschen wollen das so

Unschlüssig stand er im Vorraum als plötzlich das kleine Mädchen mit der Zopffrisur vor ihm erschien und ihn starr anblickte. Dann fragte sie ihn schüchtern, ob er sie zum Tiger führen würde. Aus dem Programmheft wusste er, dass auch ein Tiger beim Zirkus war. Er war etwas irritiert und erwiderte „Warum willst du denn zum Tiger?“. Sie sah zu Boden und sagte dann „Er hat ja so schöne Flecken am Bauch und am Rücken, der Tiger.“

Er grinste und erklärte ihr, dass kein Tiger schöne Flecken habe, sondern sie meine wohl einen Leoparden, diese hätten schon helle und dunkle Flecken am Körper. Sie sah ihn mit ihren hellen Kinderaugen an und sagte „Gehst du mit mir jetzt zum Tiger, ich möchte seine Flecken sehen.“ Er lachte und wies auf die Zeltplane, die auch blaurote Streifen hatte und sagte „schau … wie heißt du eigentlich?“ „Amra“ sie lächelte und zupfte verlegen an ihren blonden Zöpfen. „Ein schöner Name, Amra, wirklich schön.“ Dann fasste sie ihn an der Hand, und sie gingen an dem Süßigkeiten Stand vorbei zu den Stallungen der Tiere.

Es dauere nicht lange, dann standen sie vor dem Käfig des Tigers. „Warum ist er nicht vorne bei uns?“ „Na ja, der hat am Abend seinen Auftritt, siehst du nun seine Streifen?“ Sie nickte heftig und ging näher ans Gitter heran. Der alte Tiger schritt stumpf am Gitter entlang und rieb seine Flanke an den eisernen Stäben. „Lang ihn nicht an“ sagte er „er wird zornig und mag das nicht. Siehst du dort den Fleischbrocken, das ist sein Essen.“ Sie sah ihn ruhig an und sagte zu ihm „Er tut mir so leid, der Tiger…er hat so schöne Streifen und ist immer eingesperrt und darf nie hinaus.“ „Ja erwiderte er „aber die Menschen wollen es so. Verstehst du, deshalb sperren sie die wilden Tiere ein.“

Ein ungutes Gefühl

Dann ertönte die Klingel zum Ende der Pause, und sie fasste wieder seine Hand und ging mit ihm in den Vorraum. Die beiden Männer standen wieder an der kleinen Bar und tranken Bier und lachten und schlugen sich auf die Schenkel. Die Kleine lief zu ihnen, und er sah, wie der eine Mann ihr eine Ohrfeige verpasste und sie von sich weg schubste. Dann blickte er zu ihm herüber, und sein Gesicht kam ihm finster und bösartig vor.

Mit einem unguten Gefühl ging er an seinen Platz und setzte sich. Auch der zweite Teil des Programms blieb hinter seinen Erwartungen zurück, es war ihm nicht gelungen, den Zauber der Kindheit erneut aufzurufen und ihn in Kontrast zu seinem jetzigen Leben zu bringen.

Ein Schlag in die Magengrube

In Gedanken versunken spürte er plötzlich einen Stoß in die Seite und eine raue Stimme flüsterte „Du alte Sau, wolltest du deinen Dicken in ihre kleine Fotze stecken, ha?“ Neben ihm hatte sich der eine Mann gesetzt und der andere auf die andere Seite, der große Kerl mit der Glatze. Er sagte „Was wollen Sie von mir? Lassen Sie mich in Ruhe!“ Da puffte ihn der andere und grinste ihn an „Du Arschloch, du stehst wohl auf kleine, blonde Mädchen…das werden wir dir schon noch austreiben, du Sau du mistige.“

Er wollte sich erheben und aus der Arena gehen, aber die beiden Kerle hielten ihn fest und einer zischte „du gehst mit uns, wir passen schon auf  dich auf.“ Dann packten sie ihn an den Armen und zogen ihn hinaus in den Vorraum. Niemand war dort zu sehen, die Zuschauer waren alle verschwunden, und auch der Kiosk war verwaist.

Unterstützen Sie eigenleben.jetzt!
Ab 3 Euro im Monat helfen Sie, das Magazin der Junggebliebenen zu betreiben.
Jetzt helfen ››

Er merkte, dass die beiden getrunken hatten, denn ihr Atem war geschwängert von Alkohol. Das kleine Mädchen stand neben dem einen Mann und sagte „Papa, lass doch den Mann…er hat mir…“ „Halt dein Maul du Miststück…gehst einfach mit solchen Hurenböcken im Zirkus spazieren… wir sprechen uns noch“, und er schlug ihr wieder ins Gesicht.

Dann wandte er sich ihm zu und versetzte ihm einen harten Schwinger in die Magengrube, dass er zusammenknickte und zu Boden stürzte. Da traf ihn ein Schlag in den Rücken, dass er glaubte, noch nie einen solchen Schmerz verspürt zu haben. Tränen liefen ihm über die Wangen und in die Augen, und er konnte nichts mehr erkennen.

Folge dem Tiger

„Du Sau du dreckige…du fickst keine kleinen Mädchen mehr…das verspreche ich dir…du…du…!“ Und wieder traf ihn ein wuchtiger Schlag in den Hinterkopf, dass er glaubte, es sei das Ende, und er versuchte, sich mit den Händen zu schützen. Und dann war eine plötzliche Leere in ihm, er schloss die Augen…und dann erkannte er den Tiger. Wie aus weiter Ferne winkte er mit den Pfoten, und sein Gesicht war so friedlich, und seine Streifen leuchteten in der Sonne, dass sie ihn blendeten, und er wusste mit einem Mal, dass er ihm nachlaufen musste. Immer weiter…immer weiter…immer weiter…bis er nicht mehr zu sehen war.

 

  • teilen 
  • twittern 
  • E-Mail 
  • drucken 

Reader Interactions

Was Sie noch interessieren könnte:

Unterste Schublade reloaded

Der unheilvolle Schlaf des Romanhelden

Unterste Schublade reloaded

JETZT
LESEN
Ach, wie nett 

Wenn die Manieren blockieren

Ach, wie nett 

JETZT
LESEN
Step by Step

Wo bleibt die Vision? Welches ist das neue Paradigma?

Step by Step

JETZT
LESEN

Was sagen Sie dazu? Antworten abbrechen

Primary Sidebar

Kategorien

  • Das war los bei den Eigenlebenden
  • Leben
    • Alter
    • Bewusst sein
    • Essen und trinken
    • Freunde und Familie
    • Geschichte
    • Gesellschaft
    • Gesundheit
    • Heimat
    • Kultur
    • Natur
    • Politik und Welt
    • Reisen
    • Sportlich sein
    • Stil
    • Wohnen
  • Magazin
    • Alle Beiträge
    • Videos
  • Menschen
    • darstellen
    • fotografieren
    • Lernen
    • malen und zeichen
    • Porträts
    • schreiben
    • Sozial sein

Pinnwand ›

Beiträge

  • Eine Hebamme für die Seele
  • Der Sprung in den heißen Kochtopf
  • Ganz ähnlich und ganz anders
  • Begegnung im Park
  • Geliebtes Reiskorn

Dabei sein

Mit Ihrer Hilfe machen wir mehr

Das Online-Magazin eigenleben.jetzt ist ein Projekt der Marli Bossert Stiftung. Ihre Spende ermöglicht dieses Magazin und andere Projekte von und für Menschen im besten Alter – vielleicht auch Ihres?


Jetzt
Spenden

Kommentare

  • Ulrike Ziegler bei Eine Hebamme für die Seele
  • Andreas Sebastian Müller bei Eine Hebamme für die Seele
  • Ulrike Ziegler bei Eine Hebamme für die Seele
  • Ulrike Ziegler bei Eine Hebamme für die Seele
  • Wolfgang Heilmann bei Eine Hebamme für die Seele

Archiv

  • März 2025
  • Mai 2024
  • Januar 2024
  • Dezember 2023
  • Oktober 2023
  • September 2023
  • August 2023
  • Mai 2023
  • April 2023
  • Juni 2022
  • Mai 2022
  • Dezember 2021
  • November 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • August 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • September 2017

Stichworte

Alter Altern Angst backen Begegnung Corona eigenleben.Club eigenleben.Werkstatt Erinnerungen Fotografie Freiheit Freundschaft Generationen Gesellschaft Hysterie IT Kinder Kindheit Krieg Kunst Künstler Leben Lebensstil Leidenschaft Lesung Märchen München Natur Pandemie Philosophie Poesie Reise Reisen Ruhestand schreiben Seuche Technik Tiere Treffen Umwelt Virus Weihnachten Wirtschaft Workshop Zukunft

Auch hier tobt das Eigenleben:

Footer

  • Newsletter
  • Kontakt
  • Sitemap
  • Impressum
  • Datenschutz

Das Magazin eigenleben.jetzt ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins Marli Bossert Stiftung

eigenleben.jetzt ist nominiert für den Grimme Online Award 2019

Gefördert durch die