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StartLebenBei der Murmannsmari

Eine Kindheitserinnerung

Bei der Murmannsmari

Zehn Kinder hatte der »Stopferer« (Stadtpfarrer) von Eichstätt zu ernähren: sechs aus der ersten Ehe und, nach dem Tod seiner Frau, noch vier weitere aus zweiter Ehe. Unsere Autorin Doja war die Älteste der zweiten Kinderschar, und sie musste dafür sorgen, dass der tägliche Milchbedarf gedeckt war. Hier berichtet sie von ihren Erlebnissen beim Milchholen, und viele der in der Nachkriegszeit geborenen Leser werden ähnliche Erinnerungen mit ihr teilen.

Autorin: Doja Muggenthaler

Die Familie Seiler im Eichstätter Pfarrhaus war groß und brauchte Unmengen Milch. Über viele Jahre hinweg war ich die Milchholerin, und ich tat das seltsamerweise meistens gerne, obwohl es gar nicht so angenehm war. Aber doch manchmal abenteuerlich. Oder lag es am abgewetzten, immer wieder prall mit Kleingeld gefüllten Haushaltsgeldbeutel?

Wenn die großen Geschwister Semesterferien hatten, war besonders viel nötig für Kaba, Grieß- und Kartoffelbrei, aber auch sonst tranken wir viel Milch, mein jüngerer Bruder Michael verlangte jeden Tag: »Eiskalte Milch, wo kein Rahm is drin!«

Und so zog ich oft mit zwei Kannen los: Mit einer viereinhalb Liter Kanne, weiß emailliert und schon etwas angeschlagen, und einer drei Liter Kanne aus zerbeultem Aluminium.

Doja mit ihrer kleinen Schwester. Foto: privat
Doja mit ihrer kleinen Schwester auf dem Dreirad. Foto: privat

Katholiken waren unsere »Feinde«, aber interessant waren sie doch

Zuerst ging es quer über den Leonrodplatz über das holprige Pflaster, vorbei an dem Brunnen, den ich beim Radfahrenlernen x-mal umrundet hatte, auf dem schweren alten Fahrrad meiner Mutter. Es hatte seit einem Bombenangriff, wo es angeblich an einem Kamin hängen geblieben war, einen Achter. Der war nie repariert worden, was mir eines Tages zum Verhängnis wurde, aber das ist eine andere Geschichte.

So schlenkerte ich die Kannen locker neben mir her, eine Umhängetasche mit dem Haushaltsgeldbeutel, aus dem ich manchmal ein paar »Zehnerle« (zu Hause wurde gefränkelt) klaute, um den Hals.
Oft kreuzten Priesterseminaristen in graubraunen, meist zu kurzen Pullovern und Schlabberhosen meinen Weg oder würdige, schwarz gekleidete katholische Domkapitulare. Diese Katholiken waren unsere »Feinde«, so hatte ich das verstanden. Ich war froh, wenn ich ihnen nicht zu nahe kam. Aber interessant waren sie doch.
Seltsam fand ich auch alte osteoporosegeplagte Frauen mit ungeheuren O-Beinen, die mühsam an mir vorbei wackelten.

Ein Schreibwarenladen der besonderen Art

Nach dem prächtigen Portal der barocken Schutzengelkirche ›› , die ich nur dann betrat, wenn kulturinteressierte Gäste bei uns waren, musste ich auf den äußerst schmalen Gehsteig der Ostenstraße einbiegen. Auch sie war an dieser Stelle so eng, dass kaum zwei VW-Käfer aneinander vorbei kamen. Das waren die häufigsten Autos damals, sie stanken entsetzlich, sogar in Ruhe. So wurde es mir schon schlecht, sobald ich den grauen Dienst-VW meines Vaters roch, weil die Garagentür zufällig offen war. Beim Mitfahren war es noch viel schlimmer.
Nur selten rumpelte noch ein Pferdefuhrwerk über das Pflaster. Wenn die Pferde etwas fallen ließen, sausten schnell Frauen mit alten braunen Kunstledertaschen herbei und klaubten die Rossbollen auf. Für die Gemüsebeete.

Orgel der Schutzengelkirche in Eichstätt
Die Orgel der barocken Schutzengelkirche in Eichstätt. Foto: Wikipedia Creative Commons, Mtag

Links war die Aula des Gymnasiums, auf das ich später kommen sollte, rechts schloss das schmale Straßenstück mit einem Schreibwarenladen der besonderen Art ab. Auf drei, für mich damals sehr hohen Stufen kam man in das Lädchen der Geschwister Chauvistrée. Meistens bewunderte ich nur im winzigen Schaufenster die pummeligen Hummelfiguren und Hummelpostkarten, die damals en Vogue waren. Manchmal war auch drinnen ein Heft zu besorgen oder eine Schreibfeder für die Deutsche Schrift, dann dauerte mein Einkaufsausflug doppelt so lang. Wenn die Stufen erklommen, die schwere Türe durchschritten und ihr langes melodiöses Bimmeln vorbei war, dauerte es noch einige Minuten, bis von hinten eine der zwei uralten, winzigen, sehr weißhaarigen Damen erschien und fragte, was man wünsche. Bis sie aus den unzähligen dunkelbraunen Fächern der Wandregale das richtige Heft herausgesucht hatte, war auch nochmal viel Geduld nötig.

»Evangelen« mussten bei »Evangelen« einkaufen

Jetzt musste ich bei der Bäckerei Fuchs vorbei – dort durfte ich nur in Ausnahmefällen einkaufen, weil der Bäcker, im Gegensatz zur Murmannsmari und den Geschwistern Chauvistrée, katholisch war. Die »Evangelen« mussten bei »Evangelen« einkaufen, dabei war die Pfarrersfamilie natürlich Vorbild!

Dann kam das Wiesengässchen. Nicht hineingehen, es ist schon spät! Um 12 Uhr macht der Milchladen zu!

Also rein in die Höhle des Löwen, nein der Löwin. Bei Frau Maria Murmann, so hieß sie richtig, herrschte ein strenges Regiment. An der Tür hing eine Tafel, die mir anfangs als Leseübungstext diente:

Verboten ist: Das Mitbringen von Hunden!
Das Betasten der Waren!
Das Spucken auf den Boden!

Wer spuckt denn auf den Boden?, dachte ich mir. Ach ja, manchmal sah man doch irgendwelche Männer, die das taten, dick, alt, schmuddelig, etwas angetrunken, vor denen nahm man schnell Reißaus.

Doja im Alter von fünf Jahren.
Doja im Alter von fünf Jahren. Das Bild malte Frau von Hoerschelmann. Foto: Ulrike Ziegler

Manchmal bekam ich ein Bonbon

Frau Murmann war eine mittelgroße, streng drein blickende Frau mit rötlichem Gesicht und einem dicken, rotblonden, sehr straff gebundenen Knoten auf dem Hinterkopf. Sie trug immer einen weißen Kittel. An ein Lächeln auf ihrem Gesicht kann ich mich nicht erinnern. Oft giftete sie mit Kundinnen über Leute, die gerade rausgegangen waren. Ich hatte ziemlichen Respekt vor ihr, aber manchmal hatte ich Glück und bekam zum Schluss ein weißliches quadratisches Bonbon, das fest am Papier klebte und sich nur schwer auswickeln ließ.
In Eichstätt war eine Geschichte über sie im Umlauf: Eines Tages seien Leute von der Lebensmittelkontrolle gekommen und hätten moniert, dass sie Käse verkaufe, aber keinen Kühlschrank habe. Darauf sie: »Mei Kühlschrank bin i selber!!!«

Wenn man den Laden betrat, war man sofort von einem Geruch nach leicht saurer Milch und Käse umhüllt. Diesen Geruch habe ich erst in Steinebach im Milchgeschäft von Frau Eberl wieder erahnt. Aber diesen Laden gibt es auch schon lange nicht mehr.

»Kammerbär« war irgendwie französisch

»Grüß Gott!« »Ah, Grüßgott, die Kleine vom Stopferer! (*) Was brauchst du?« »Sechs Liter Milch und einen Kammerbär«, sagte ich schüchtern. »Kammerbär« war irgendwie französisch und ich wusste nicht genau, wie man das aussprach. »Wos wuist?« fragte sie energisch nach.»Einen Kammärbäär.«»Ah, du meinst Kammembert! Des hoaßt K a m m e m b e r t!!! Net Kammerbär! Dass das woaßt!!!« belehrte sie mich und legte eine runde weiße Schachtel mit einer blauen Kuh auf den Tresen.
Dann pumpte sie Milch in die Kannen und verschloss sie mit den schlecht sitzenden Deckeln. Ich zahlte und zog mit der schweren Last davon.

Schon 50 Meter weiter beim Wiesengässchen musste ich Rast machen. Meine Kusine Feli hatte mir gezeigt, wie man eine Kanne kreisen lassen kann, ohne dass Milch rausläuft. Das musste ich wiedermal probieren, zwar zog es ziemlich am Arm, oft landete auch Milch auf meinen geerbten Klamotten, aber es war spannend. Diesmal gelang es gut, ich bekam kaum was ab.

Pfarramt Eichstätt
Hier ist die Autorin aufgewachsen. Foto:
Tilman2007, Wikimedia Commons

Gut, weiter bis zu den Chauvistrée, Kannen abstellen, Schaufenster anschauen, weiter an der hohen Mauer der Schutzengelkirche entlang und endlich auf dem Leonrodplatz die letzte Rast.

Hier sah ich schon »unser« riesiges Haus, das in der Barockzeit als Domherrenhaus gedient hatte, und dahinter den alten rundenTurm aus dem Mittelalter, der einer unserer schönsten Spielplätze war. Aber das wäre auch eine extra Geschichte.

Ich hatte Glück, es kam mir einer meiner großen Brüder entgegen und das Kannenschleppen war beendet.

(*) Stadtpfarrer

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